Was soll aus dem Schulstandort Sipplingen werden?

Schon seit Jahren kämpfen Herr Randecker mit seinem Lehrerkollegium, Eltern, Schüler und viele andere Mitbürger um den Erhalt unserer Hauptschule. Auch unsere Gemeindeverwaltung steht als Schulträger zu unserer Schule, was sie mit ihrer hohen Investitionsbereitschaft immer wieder eindrucksvoll bewiesen hat.


In verschiedenen Gesprächsrunden oder Podiumsdiskussionen mit teilweise recht einflussreichen Politikern und Entscheidungsträgern wurde deutlich, dass die derzeitige rechtliche Situation mit den festgelegten Schulbezirken sehr kontraproduktiv ist und die Gemeinde in diese Richtung aktiv werden müsste. Nun wäre es meiner Meinung nach endlich an der Zeit, dass unser Gemeinderat dem Beispiel der Uhldinger folgt und mit einen Antrag an die Landesregierung auf Änderung des Schulgesetzes ein klares Signal setzt.

Dem Grund- und Hauptschulrektor Rudolf Bosch wurde vor seiner Einbestellung im Regierungspräsidium Tübingen durch einen Beschluss des Ravensburger Stadtrats um Oberbürgermeister Hermann Vogler (CDU) der Rücken gestärkt. Auch Herr Randecker unterstützt die Initiative Länger gemeinsam lernen. Wann stellt sich auch unser Gemeinderat deutlich hinter unseren engagierten Schulleiter?

Sollte der Druck möglichst vieler Kommunen zum gewünschten Erfolg führen, so könnte sich die Situation unserer Schule zumindest kurzfristig etwas entspannen – auch wenn die aktuellen Meldungen diese Hoffnung stark dämpfen.


Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.
(Antoine de Saint-Exupéry)

Langfristig gesehen werden die Hauptschulen in ihrer jetzigen Form aus vielerlei Gründen mit weiter sinkenden Schülerzahlen rechnen müssen. Der Schulstandort Sipplingen wird aufgrund unserer geringen Einwohnerzahl und unserer Bevölkerungsstruktur immer gefährdet bleiben. Deshalb halte ich es für dringend notwendig, dass sich alle Beteiligten schon frühzeitig positionieren und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einleiten.

Spontan fallen mir vier verschiedene Denkansätze ein:
  1. Wir intensivieren unsere materielle und personelle Unterstützung für unsere Schule. Damit könnte sie ihre bereits vorzüglich angegangene Profilbildung ausbauen und sich noch deutlicher von den umliegenden Hauptschulen absetzen (Stichworte: Kernzeitbetreuung, Ganztagesschule mit vielen externen Angeboten).
    Hier schließen bereits heute viele Kommunen die Lücken, die das Land durch den Abzug seiner Ressourcen hinterlässt. Dieser Ansatz verstärkt bedauerlicherweise den Konkurrenzdruck und erschwert somit die eigentlich sinnvollere Zusammenarbeit zwischen den Nachbargemeinden .
  2. Wir forcieren die Kooperation zwischen unserer Hauptschule und den Realschulen bzw. Gymnasien. Vielleicht könnte man sich sogar um ausgegliederte Klassenzüge dieser Schularten bemühen, zumal die Überlinger Schulen nicht gerade üppig mit Räumen ausgestattet sind. Diese Variante steht und fällt mit der Kooperationsbereitschaft aller möglichen Beteiligten, wobei sich die Überlinger bisher immer sehr zurückhaltend gezeigt haben.
  3. Wir streben die Wandlung in eine integrative Gesamtschule an, die von möglichst allen Sipplinger Kindern und interessierten auswärtigen Schülern besucht werden könnte (siehe Initiative länger gemeinsam lernen). Unser Standort wäre geradezu prädestiniert für einen solchen Schulversuch.Bisher wurde diese Schulform von unserer derzeitigen Landesregierung, die am dreigliedrigen Schulsystem festhält, in keiner Weise unterstützt. Sollte sich deren Haltung trotz des inzwischen enormen öffentlichen Drucks nicht ändern, so müssten wir die Schule in eine freie Trägerschaft geben. Dieses Modell benötigt sehr viel Vorlaufzeit und jede Menge finanzieller Starthilfen – vor allem dann, wenn man weitestgehend auf die Erhebung von Schulgeld verzichten möchte. Dazu wären zum Beispiel die Gründung einer Stiftung oder der Anschluss an eine bereits etablierte Privatschule denkbar.
  4. Wir geben den Schulstandort Sipplingen für die Sekundarstufe 1 (Klassen 5-10) auf und bemühen uns um eine profitable Nutzung der vorhandenen Räumlichkeiten. Dieser Ansatz schont die Kräfte und Mittel aller Beteiligten, ist jedoch weder familienfreundlich noch förderlich für unser Gemeindeleben.

Haben Sie noch andere Vorschläge, die in einer für später geplanten Umfrage zur Auswahl stehen sollten?

36 Gedanken zu „Was soll aus dem Schulstandort Sipplingen werden?“

  1. Dein dritter Ansatz mit der Gründung einer Privatschule ist für mich der interessanteste. Dies würde voll im Trend liegen, da statistisch gesehen derzeit jede Woche eine neue Privatschule in Deutschland gegründet wird. 7% der deutschen Schüler sind inzwischen Privatschüler, in anderen europäischen Ländern liegt ihr Anteil bei 20%.

    Also ist dieser Ansatz durchaus realistisch und hat auch eine langfristige Perspektive. Denn die Verelendung des öffentlichen Schulsystems geht unvermindert weiter: deutlich kleinere Klassen, richtiger Ganztagsunterricht und eine individuellere Betreuung der Schüler sind hier auf lange Sicht nicht zu erwarten. Makaber: Gerade dies wird an unserer Sipplinger Schule mit viel Engagement geboten und trotzdem wird sie aufgrund des arroganten Profitdenkens der Landesregierung (Bildung hat für sie keinen Wert, sondern nur einen Preis!) schliessen müssen.

    Schwierig dürfte vor allem die Finanzierung einer Privatschule sein, weil sie in den ersten 3 Jahren kein Geld vom Staat bekommt. Auch monatliche Schulgelder von 150 bis 800 Euro, wie sie an vielen Privatschulen üblich sind, sollten vermieden werden. Hier bräuchte man einen finanzkräftigen Investor. Den Anschluss an eine etablierte Privatschule halte ich für problematisch, weil dann die entsprechenden pädagogischen Konzepte übernommen werden müssten. Der besondere Reiz in der Gründung einer Privatschule liegt aber gerade darin, ein eigenes Konzept zu entwerfen.

    1. Übertragen auf unsere Schule in Sipplingen erwarten Zeller und Co. von unserer Gemeinde, daß sie alle beteiligten Gruppen an einen Tisch bringt. Der Wille der Gemeinde zum Erhalt der Schule ist immer wieder formuliert worden und viel Geld ist in der Schule verbaut worden – nun muß sie also nur noch die Initiative ergreifen und vorschlagen, WER sich WANN und WO an einen runden Tisch setzt. Hier bin ich skeptisch, aber nicht ohne Hoffnung.

      Was die Lehrerschaft angeht, sehe ich keine Probleme: Herr Ranndecker und sein Kollegium zeigen im Schulalltag immer wieder aufs Neue, wie ernsthaft sie um den Erhalt des Schulstandorts kämpfen. Sie sind offen und kreativ und sicher sofort bereit, ein passendes Konzept zu entwickeln. Auch ich als „freier Lehrer“ wäre jederzeit bereit, daran mitzuarbeiten.

      Wirtschaft und Hochschule sind eigentlich immer an innovativen Konzepten interessiert. Schwieriger dürfte eine beteiligte Gruppe sein, die Zeller und Co. nicht erwähnen: die Schulbürokraten vom Schulamt bis zum Kultusministerium. Hier wäre für uns schon viel gewonnen, wenn von dieser Seite aus keine Steine in den Weg geworfen werden.

      Bei den Eltern sehe ich aber die größten Probleme: Die meisten Eltern der Schüler mit Empfehlung für Realschule oder Gymnasium sind derzeit nicht bereit, ihre Kinder nach der 4. Klasse mit „schwächeren“ Schülern in der Hauptschule zu lassen. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit gefordert, um einem jegweglichem Konzept überhaupt eine Chance zu geben.

  2. Das derzeitige Konzept der Sipplinger Schule verstärkt auf freies Lernen zu setzen stößt bei vielen Eltern auf Ablehnung. Auch ich bin davon nicht überzeugt, vor allem bei Schülern unterhalb der 6.-7. Klasse. Auch der gemeinsame Unterricht von Klassen unterschiedlicher Jahrgangsstufen mag zwar innovativ sein ist aber für viele Eltern eher ein Grund für Ihre Kinder eine andere Schule mit herkömmlichen Unterrichtsformen zu suchen. Sicher ist die Idee toll, daß ältere Schüler jüngeren helfen, jedoch wird bei später bei Bewerbungen für Lehrstellen und Studienplätze mehr auf Noten Wert gelegt als auf geleistete Hilfe für Mitschüler. Bei vielen Gespächen mit anderen Eltern erscheint es mir, als wäre der Schulstandort Sipplingen mit den derzeitigen und geplanten Unterrichtsformen nicht haltbar, da es im Einzugsgebiet zu wenig Eltern gibt die diese Formen als optimal für ihre Kinder halten.

    1. Solange nach der vierten Klasse selektiert wird, fühlen sich Eltern, Lehrer und vor allem die Kinder schon viel zu früh einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die meisten Eltern vehement gegen Experimente und Sonderwege sträuben.

      Meines Erachtens bedarf es zunächst grundlegender Strukturreformen. Nur unter ähnlichen Rahmenbedingungen dürfen wir uns an den nachweislich erfolgreichen Methoden z. B. skandinavischer Schulen orientieren.

      Herr Randegger und viele seiner Kollegen unterstützen die Initiative Länger Gemeinsam Lernen. Deren Ziele können jedoch erst dann erreicht werden, wenn der gesellschaftliche und damit politische Druck endlich groß genug wird. Dafür sollten unsere Lehrer und der Schulträger offensiver werben. Den derzeitigen Weg halte ich hingegen für kontraproduktiv, da er die Beteiligten verunsichert und Widerstände aufbaut.

  3. Länger Gemeinsam Lernen Baden-Württemberg e.V.:

    Brief an alle Ortsvorsteher/innen, Bürgermeister/innen, Oberbürgermeister/innen, in Baden-Württemberg
    die Einführung der „neuen Werkrealschule“ (kurz: NWRS) ist in konkreter Planung. Als Gemeindeoberhaupt und Schulträger kommt Ihnen eine wichtige und entscheidende Funktion bei der Einführung bzw. Umsetzung dieser „neuen“ Schulart zu… kompletter Brief als PDF

    Die Anlagen:

    Anm. d. Redaktion: Der Brief wurde am 25. Oktober 2009 an unseren Bürgermeister weitergeleitet.

  4. „Ländlicher Raum blutet aus“

    Zum kommenden Schuljahr werden 300 Hauptschulen im Südwesten schließen. Das erwarten Vertreter der Initiative „Länger gemeinsam lernen“ um den Ravensburger Schulrebellen Rudolf Bosch. „Unsere Prognosen vor einem Jahr werden sich bestätigen, “ so Bosch.

    Konstanz/Ravensburg – Gerade mal ein Jahr ist es her, als der Vorsitzende der Initiative, Rudolf Bosch, und sein Stellvertreter Bernd Dieng im Gespräch mit dieser Zeitung vor einer Welle von Hauptschulschließungen in Baden-Württemberg warnten. Die Landesregierung werde die Kommunalwahlen abwarten und dann durch das Zusammenlegen von Hauptschulen ihre heimlichen Streichpläne verwirklichen, hatten beide damals gesagt. Jetzt geschehe eben dies durch die Hintertür, sagen beide. „Zum neuen Schuljahr werden mit der Einführung der neuen Werkrealschule etwa 300 der rund 1200 Hauptschulen im Land geschlossen“, sagte Rudolf Bosch gestern in einem Redaktionsgespräch und bezog sich auf Zahlen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Weitere 400 würden in den kommenden zwei Jahren folgen.

    Als Grund nennen Bosch und Bernd Dieng die zu kleinen Einheiten. So sollen nach den Plänen des Kultusministeriums künftig nur noch zweizügige Hauptschulen das Etikett einer Werkrealschule erhalten. Einzügige hingegen müssen sich mit mindestens einer anderen einzügigen Hauptschule eines Nachbarortes zusammentun, um auch ein entsprechendes Lehrangebot bieten zu können. In Baden-Württemberg sind 800 aller 1200 Hauptschulen einzügig.

    Die Folge sei eine „Entschulung des ländlichen Raumes“, was einem „Ausbluten“ mancher Region gleichkomme, warnt Dieng. So werden viele Schüler der neuen Werkrealschule künftig nach der 7. Klasse in eine andere Schule fahren müssen. Damit werde aber nicht nur die schulische Infrastruktur zerschlagen, warnt Dieng. Das gesamte Leben eines Dorfes werde sich verändern. Dieng zitiert den künftigen Ministerpräsidenten Stefan Mappus, der als CDU-Fraktionschef vor der Kommunalwahl noch gesagt hatte: „Das Thema ist vom Tisch. Die Hauptschule bleibt im Dorf.“ Davon könne wohl keine Rede mehr sein, sagt Dieng, obwohl Mappus kürzlich erst noch gesagt habe: „Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen.“

    Jetzt befürchten Dieng und Bosch ein „Hauen und Stechen“ nicht nur zwischen den Kommunen um den künftigen Schulstandort. Ein Riss werde auch zwischen die Schulen und die Kollegien hindurchgehen. „Die Stimmung an den Schulen war noch nie so schlecht“, bilanziert Dieng. Aus Sicht der Schulkritiker zementiert aber gerade die Einführung der Werkrealschule das dreigliedrige Schulsystem, für dessen Abschaffung sie kämpfen. Denn „ein Zurück wird es nicht mehr geben, wenn die baulichen Maßnahmen erstmal realisiert sind“, sagt Bosch. Sein Wunsch ist es, die vorhandenen Hauptschulen vor Ort zu nutzen, um darin Kinder unterschiedlicher Fähigkeiten gemeinsam bis zum 10. Schuljahr zu unterrichten. Denn die neue Werkrealschule ist umstritten. Während Kultusminister Helmut Rau in ihr eine Möglichkeit sieht, um Hauptschülern einen höherwertigen Abschluss zu ermöglichen, bezeichnen Kritiker diese Schulart als „Etikettenschwindel“. „Wir betreiben damit eine soziale Apartheid, indem wir die sozialen Unterschiede nur verfestigen“, sagt Dieng. 20 Jahre nach dem historischen Mauerfall würden damit neue, soziale Mauern errichtet.

    (SÜDKURIER, 10. November 2009)

  5. Mitteilungsblatt der Gemeinde, Ausgabe 2009, Nr. 47:

    Bürgerinformation

    Wie geht es mit unserer Hauptschule weiter?

    Informationen über die aktuelle Entwicklung und die konkreten Auswirkungen auf unsere Hauptschule.
    Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen am
    Mittwoch, dem 25. November 2009 um 18.00 Uhr
    in die Aula der Burkhard-von-Hohenfels-Schule

    Im Anschluss daran findet eine öffentliche Gemeinderatssitzung statt.


    Am Mittwoch, dem 25. November 2009 findet um 20.00 Uhr in der Aula der Burkhard-von-Hohenfels-Schule eine Sitzung des Gemeinderates statt, zu der die Bevölkerung recht herzlich eingeladen ist.

    Tagesordnung:

    1. Zukünftige Konzeption im Hauptschulbereich der Burkhard-von-Hohenfels-Schule in Sipplingen
    2. Verschiedenes

    Anselm Neher
    Bürgermeister

    1. Sipplinger wollen nicht mit Überlingern

      Der Gemeinderat Sipplingen hat die von der Wiestorschule Überlingen angestrebte Kooperation mit der Sipplinger Burkhard-von-Hohenfels-Schule zur Werkrealschule abgelehnt. Die Mehrheit der Bürgervertreter möchte kommendes Jahr abwarten, da man sich nach dem Wegfall der Schulbezirke ab nächstem Schuljahr eine neue Chance für den Hauptschulstandort Sipplingen verspricht oder zumindest erhofft.

      Sipplingen – „Es ist eine durchaus schwierige Geschichte heute Abend.“ Mit diesen Worten hatte Bürgermeister Anselm Neher die der Gemeinderatsitzung vorausgegangene Informationsveranstaltung „Wie geht es mit unserer Hauptschule weiter?“ eröffnet. Nach Ausführungen des Rathauschefs hat man in den zurückliegenden Jahren „alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Hauptschule am Ort zu erhalten“. Laut neuem Schulgesetz vom 30. Juli dieses Jahres wird den Schulträgern die Möglichkeit eröffnet, bisherige Hauptschulen zu Werkrealschulen (WRS) aufzuwerten, sofern sie grundsätzlich mindestens zweizügig sind. Neher: „Kann diese Voraussetzung an einem Standort nicht erfüllt werden, können verschiedene Gemeinden auch Kooperationen eingehen.“ Bei einer Verteilung der Schulklassen auf mehrere Standorte müsse jedoch eine Gemeinde als Schulstandort benannt werden; dort befinde sich auch die Leitung der gemeinsamen WRS. Neher informierte, dass mit der Wiestorschule entsprechende Gespräche geführt worden seien. Diese müsse bis 1. Dezember einen Antrag auf Einrichtung einer WRS gestellt haben. Eine Verwirklichung sei auf Grund der erforderlichen Schülerzahlen nur bei einer Kooperation mit Sipplingen möglich, da Owingen die dortige Hauptschule behalten wolle. Verweigere Sipplingen die Kooperation, so Neher, „so kann eine WRS für unsere Verwaltungsgemeinschaft nicht eingerichtet werden“. Die Klassen 5 bis 7 blieben bei Realisierung einer WRS in Sipplingen, ab der 8. Klasse wechselten die Schüler nach Überlingen. Die Alternative sei, dass in Sipplingen alles so wie bisher bleibe.

      Neher erinnerte aber die sinkenden Schülerzahlen – derzeit seien es noch 14 Sipplinger in der Hauptschule. „Können wir es uns leisten, eine eigene Hauptschule weiter aufrecht zu erhalten und bietet die Kooperation nicht die Möglichkeit, wenigstens zur 7. Klasse die Schüler hier zu behalten?“ fragte er.

      Thomas Randecker, Leiter der Sipplinger Schule, machte sich in einem leidenschaftlichen Plädoyer für seine Schule stark. „Die neue Werkrealschule ist der Tod der kleinen Hauptschule“, sagte er. Randecker fügte an, dass „dieses unausgegorene Konzept, das noch nicht erprobt und evaluiert“ sei, Probleme bereite, weil man infolge der allgemeinen Verunsicherung nicht wisse, wie die Eltern abstimmten, auf welche Schule diese ihre Kinder schickten. Randecker bat, die Entscheidung auf nächstes Jahr zu verschieben. In die gleiche Kerbe schlug Neher, der glaubte, dass letztlich „mit den Füßen“ abgestimmt werde. Edeltraud Moser, Leiterin der Hödinger Grundschule, sagte, man müsse sich dem Zeitgeist stellen und auf den Zug aufspringen, „weil sonst Salem alles an sich zieht“. Ex-Gemeinderat Bernhard Thiel sprach sich dafür aus, in den freien Wettbewerb hin zu gehen. „Mal sehen, wer den längeren Hebel hat“, sagte er. Ähnlich sah es auch die Mehrzahl des Ratsgremiums: Bei vier Gegenstimmen von Clemens Beirer, Karl Hepp, Elisabeth Lohrer (CDU) und Thomas Biller (FW) lehnte der Gemeinderat die beabsichtigte Kooperation ab. Der Beschluss wurde in der Aula lauthals begrüßt. Neher abschließend: „Wenn wir das auch emotional heute richtig entschieden haben, heißt das nicht, dass wir uns auch kommunalpolitisch richtig entschieden haben.“

      (SÜDKURIER, November 2009)

      1. Sehr geehrter Herr Neher, sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats,

        vielen Dank

        • für Ihre Bereitschaft, die Informationsveranstaltung durchzuführen,
        • für Ihr Vertrauen, das sie den engagierten Lehrern unserer Hauptschule schenken und
        • für Ihren Mut, sich dem regionalen Druck und dem Willen der Schulbehörden zu widersetzen.

        Unserer Schule hat sich dieses weitere „Jahr der Chancen“ redlich verdient.

        1. Ist es richtig und sinnvoll eine Hauptschule mit 56 Schülern zu betreiben? Wie würde in der freien Wirtschaft entschieden? Auch wenn das offen niemand ausspricht – besteht hier nicht eventuell die Gefahr, dass Schüler eventuell keine Empfehlung für weiterführende Schulen bekommen um den Bestand in Sipplingen nicht noch weiter zu verringern? Wäre Hr. Randeckers Plädoyer gegen eine Kooperation ebenso ausgefallen wenn der Sitz der neuen WRS in Sipplingen wäre?

          1. Hallo Dirk,
            danke für Deine kritischen Fragen.

            Ist es richtig und sinnvoll eine Hauptschule mit 56 Schülern zu betreiben? Wie würde in der freien Wirtschaft entschieden?

            In kleinen Klassen und Schulen fühlt sich der einzelne Schüler intensiv wahrgenommen – und dies ist eine unerlässliche Grundlage für Motivation. Auch in der Berufswelt zeigt sich, dass ab einer gewissen Betriebsgröße die Identifikation der Belegschaft mit ihrem Betrieb und damit deren Leistungsbereitschaft nachlässt.
            Nun gibt es natürlich auch Mindestgrößen, um am Markt bestehen zu können. Bisher gab es wegen der Schulbezirke im Hauptschulbereich (offiziell) keinen freien Markt. Jetzt erst kann endlich überprüft werden, ob das spezielle Angebot unserer Schule in ausreichender Zahl nachgefragt wird.

            Auch wenn das offen niemand ausspricht – besteht hier nicht eventuell die Gefahr, dass Schüler eventuell keine Empfehlung für weiterführende Schulen bekommen um den Bestand in Sipplingen nicht noch weiter zu verringern?

            Ab sofort entscheidet nicht mehr das Schulamt sondern der Schulträger (die Gemeinde Sipplingen) über die Schließung eines Schulstandorts. Bisher waren für die Existenzberechtigung unserer Haupschule bestimmte Schülerzahlen erforderlich – und dennoch erhielten die Grundschüler meines Erachtens eher optimistische Empfehlungen. Die Übergangsquoten der vergangenen Jahre auf weiterführende Schulen sprechen für sich.
            Nun können sich die Sipplinger selbst bewusst für oder gegen das hiesige Konzept entscheiden. Eine Haupschulempfehlung unserer Grundschullehrer kann deshalb erst recht nicht mehr als Bestandsicherungsmaßnahme angesehen werden.

            Wäre Hr. Randeckers Plädoyer gegen eine Kooperation ebenso ausgefallen wenn der Sitz der neuen WRS in Sipplingen wäre?

            Nein.

    2. Mitteilungsblatt der Gemeinde, Ausgabe 2009, Nr. 50:

      Kurzbericht zu der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 25.11.2009

      Volles Haus gab es zur Sondersitzung des Gemeinderates am vergangenen Mittwoch, die anlassbezogen nicht wie sonst im Bürgersaal des Rathauses, sondern in der Aula der Burkhard-von-Hohenfels-Schule stattfand.
      Über 100 Zuhörer konnte Bürgermeister Anselm Neher zu der vor der Gemeinderatssitzung stattgefundenen öffentlichen Bürgerinformation zu dem Thema „Wie geht es mit unserer Hautschule weiter?” begrüßen.
      Nur wenige Zuhörer verließen die Aula zu dem eigentlichen Tagesordnungspunkt der Sitzung „Zukünftige Konzeption im Hauptschulbereich der Burkhard-von- Hohenfels-Schule in Sipplingen”. Nach dem sich die Mitglieder des Gemeinderates bereits zuvor in der Bürgerinformation die Ausführungen von dem Schulamt in Markdorf in Person von Herrn Hornung und von Herrn Rektor Randecker der Burkhard-von- Hohenfels-Schule sowie zahlreiche Meinungsäußerungen von Lehrern, Eltern, Schülern und sonstigen Interessierten anhörten durften, galt es nun eine Entscheidung zu treffen.
      An der Aussprache beteiligte sich jeder einzelne anwesende Gemeinderat, teilweise sogar mehrfach mit Meinungen, Feststellungen und Prognosen. Dabei wurde schnell deutlich, dass sich das Gremium die zutreffende Entscheidung nicht leicht machen wird.

      Die Hauptargumente der Befürworter für eine Kooperation waren die Statistiken zu den Schülerzahlen, insbesondere die der wenigen Sipplinger Kinder, und die sich daraus eindeutig ergebenden Konsequenzen zum bevorstehenden Ende der Sipplinger Hauptschule in der bisherigen Form. Neben den Kosten des Schulbetriebes sowie den Zwängen der Überlinger Wiestorschule, die die Sipplinger Schüler zur Errichtung einer Werkrealschule braucht, spielten auch pädagogische und schulpolitische Gründe eine gewichtige Rolle.

      Das Eingehen einer Kooperation zum jetzigen Zeitpunkt unter Termindruck mit quasi noch nicht fixierten Vertragsbedingungen und einer noch nicht verfestigten Konzeption/ Lehrplanung der neuen Werkrealschule wollten viele Gemeinderäte nicht zustimmen. Vielmehr wurde mehrfach vorgeschlagen mindestens noch ein Jahr abzuwarten und die Sipplinger Schule in der bisherigen Form zunächst weiter zu betreiben. Hierbei wurde allgemein die Qualität der Sipplinger Schule und das Engagement der Lehrerschaft wiederholt bestätigt und untermauert, wenn es auch Hinweise auf Meinungen nicht anwesender Eltern mit kritischem Hintergrund gab.

      Schließlich wurde ein Vorschlag zum Eingehen einer Kooperation – imLichte einer Stärkung des Zusammenhalts der Verwaltungsgemeinschaft im westlichen Kreisgebiet mit positiver Fragestellung – zur Abstimmung gebracht.

      Der Gemeinderat lehnte diesen Antrag auf eine Kooperation mit der Überlinger Wiestorschule jedoch mit 7 Nein-Stimmen gegen 4 Ja-Stimmen ab.

      Die Sitzung war gegen 21.40 Uhr zu Ende.

  6. Der Zug des Zeitgeistes ist also erstmal ohne unsere Schule abgefahren. Man darf auf die weitere Zugfahrt der WRS gespannt sein, vor allem weil die Fahrtrichtung hauptsächlich durch wirtschaftspolitische Hintergedanken geprägt ist und nicht durch pädagogischen Sinn.

    Gut dass unsere Schule noch eine Chance bekommt und alle Achtung vor unserem Gemeinderat, der den Mut hat, sich dem öffentlichen Druck zu widersetzen!

    Durch den Wegfall der Schulbezirke hat unsere Schule eine realistische Chance. Nun müssen aber Schule und Schulträger aktiv werden und den Eltern in Sipplingen und den umliegenden Gemeinden in einem Umkreis von Ludwigshafen über Bonndorf und Owingen bis nach Überlingen bewusst machen, was für die Sipplinger Schule spricht. Was macht den Unterschied aus? Hier können durchaus auch mal objektive Zahlen auf den Tisch kommen, die vielleicht belegen, wie überfüllt beispielsweise die Realschule Überlingen ist und wieviel Unterricht dort ausfällt. Aber vor allem sollten die eigenen Stärken herausgestellt werden, wie Ausstattung, Konzept, AGs, Integration, Verlässlichkeit und familiäre Atmosphäre.

    Vielleicht sollte dafür auch professionelle Hilfe aus dem Marketingbereich in Anspruch genommen werden. Auch die Vernetzung mit anderen „Schulrebellen“ ist hilfreich. Plakate an öffentlichen Plätzen, Prospekte für alle Haushalte, Beilagen in Gemeindeblättern, Veröffentlichungen im Südkurier sind konkrete Beispiele für nun notwendige Aktionen. Die Außendarstellung sollte auf jeden Fall mit viel Nachdruck und Beständigkeit geführt werden, lieber zu aggressiv und aufdringlich als zu leise. Wenn Schule und Schulträger als Vorreiter einer Gegenbewegung ernst genommen werden wollen, ist jedes Zögern, Zaudern und Zweifeln fehl am Platz.

  7. Aus der Rede von Bürgermeister Anselm Neher anlässlich des Neujahrsempfangs am 8. Januar 2010, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sipplingen (2010, Nr. 2):

    [...] Wie haben wir für den Erhalt der Hauptschule gekämpft und die Landesregierung hat uns mit der Werkrealschule überrascht. Der Gemeinderat hat sich für den Erhalt der Hauptschule ausgesprochen und es ist eine Chance für Herrn Rektor Randecker und seinem Lehrerkollegium die Standortqualität mit den wegfallenden Schulbezirken zu nutzen, wobei wir auch kommunalpolitisch das Erfordernis sehen, eine Werkrealschule in unserer Raumschaft zu installieren. [...]

  8. „Wir lassen uns nicht allein“

    (SÜDKURIER, 10. März 2010)
    Sipplingen – Die Burkhard-von-Hohenfels-Schule, eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, hat einen neuen Schulprospekt. Gestern Vormittag stellte ihn Rektor Thomas Randecker in der Aula vor.

    Konzipiert hat die Broschüre, die in einer Auflage von 1500 Stück erschienen ist, der Grafiker Christian Scheel, unterstützt von Schule und Gemeindeverwaltung. Scheel ist seit diesem Jahr zugleich Kulturreferent der Gemeinde Sipplingen.

    Der Gemeinderat hatte im November die von der Wiestorschule Überlingen angestrebte Kooperation mit der Burkhard-von-Hohenfels-Schule zur neuen Werkrealschule abgelehnt. Die Mehrheit der Bürgervertreter möchte dieses Jahr abwarten, da man sich nach dem Wegfall der Schulbezirke eine neue Chance für den Hauptschulstandort Sipplingen verspricht oder zumindest erhofft. Aus diesem Grund und um verstärkt Werbung für sich zu machen, hat die Schule die neue Broschüre erstellt.

    In dem Prospekt wird das Profil der „zukunftsorientierten Schule“ zum Ausdruck gebracht. Demzufolge ist an der Sipplinger Schule die Stärkung der Persönlichkeit jedes Einzelnen wichtig; man gestalte gemeinsam eine Schule, in der sich alle wohlfühlten. Von großem Vorteil sei die familiäre Atmosphäre, jeder kenne jeden und kümmere sich um jeden. Durch den persönlichen Bezug gelinge an der Schule eine individuelle Förderung, insbesondere bei Erziehungs- und Lerndefiziten. Man strebe danach, Kindern und Jugendlichen die Freude am Lernen zu geben und zu erhalten. „Wir unterrichten nicht Fächer, sondern Kinder“, heißt es.

    Auch wird auf das offene Ganztagesangebot eingegangen. Dieses beinhaltet laut Prospekt eine Betreuung von 8 bis 16 Uhr mit Unterricht am Vormittag, einem Mittagessen sowie vielfältige Angebote wie Lernzeit, Arbeitsgemeinschaften und Freizeitaktivitäten. Eingegangen wird auf das Bildungskonzept der „individualisierenden Schule“, demzufolge der Glaube an die Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen grundlegend für jeden Lernansatz an der Schule ist. „Wir verstehen die individuelle schulische und persönliche Förderung als Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg zu Leistungsfreude und Lernerfolg. Lernende müssen ihr Lernen selbst verantworten können“, so in der Broschüre.

    Auch Rektor Thomas Randecker machte auf das Profil der Schule aufmerksam, demzufolge jeder Schüler verantwortlich für sein Lernen sei. „Bei uns steht das selbstorganisierte Lernen im Vordergrund. Der Lehrer ist dabei der Anleiter des Lernprozesses.“ Der Rektor wies auch auf das an der Schule entscheidende „Wir-Gefühl“ hin, das in klassenübergreifenden Gruppen gestärkt werde. „Wir sorgen für uns. Wir sind eine Familie. Wir fühlen uns an unserer Schule wohl“, so Randecker. Ganz wichtig sei jetzt, den Schulprospekt genügend zu verteilen. Randecker: „Insbesondere in Nesselwangen, Hödingen, Bonndorf und Überlingen, vielleicht aber auch in Unteruhldingen.“

    Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht allein!“ findet am Donnerstag, 18. März, 16 bis 20 Uhr, ein Tag der offenen Tür an der GHS Sipplingen statt. In mehreren Workshops wird dabei die Qualität der Schule präsentiert.

    Konzept der Sipplinger Schule

    (SÜDKURIER, 10. März 2010)
    Die Schule: Bei der Burkhard-von-Hohenfels-Schule handelt es sich um eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule für Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren. Gegenwärtig werden rund 150 Schülerinnen und Schüler in sieben Klassen von zwölf Lehrern und einem Pfarrer unterrichtet.

    Zusätzlich engagieren sich weitere elf Personen in verschiedenen Bereichen im Alltag der Schule.

    Die Größe: Die geringe Größe der Schule wird von den Verantwortlichen als Vorteil gesehen, da jeder jeden kennt. Die Lehrer wissen von jedem Schüler den Namen und den persönlichen Hintergrund. Diese familiäre Atmosphäre und das Pflegen der Gemeinschaft werden bewusst gestaltet. Durch den persönlichen Bezug zwischen Lehrenden und Lernenden verspricht man sich größere Lernerfolge.

    Das Gemeinschaftsgefühl: Die Schüler identifizieren sich stark mit der Schule. Infolge des Ganztagesbetriebes an vier Tagen in der Woche wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Im Rahmen des Ganztagesangebotes mit Essen, Lernzeit sowie musischen, künstlerischen und sportlichen Angeboten wachsen die Schüler zur Gemeindschaft zusammen. Der „Wir-Effekt“ wird auch durch viele Aktionen erreicht, die in altersgemischten Gruppen stattfinden.

    Behindertengerecht: Die Schule ist behindertengerecht ausgebaut. Derzeit werden mehrere Kinder mit den unterschiedlichsten Behinderungen unterrichtet. Deren Integration gelingt laut der Schulverwaltung „in besonderer Weise gut“. (hk)


    Dazu der Kommentar von Stefan Hilser:

    Konkurrenz tut gut

    (SÜDKURIER, 10. März 2010)
    Auf diese Idee hätten die Schulpolitiker ja schon früher kommen können: Nachdem sie die Schulbezirke für Hauptschulen auflösten und die Schüler nun selbst entscheiden dürfen, welche Schule sie besuchen möchten, ging ein Ruck durch die Bildungslandschaft. Sipplingen, Meersburg, Überlingen, Owingen, egal wo: Klappern gehört derzeit zum vordringlichsten Geschäft der Rektoren.

    Jede Schule, die ihr Überleben sichern möchte, stellt nun ganz gezielt ihre Vorzüge in den Vordergrund. Die eine oder andere Hauptschule entwickelt diesen Vorzug vielleicht gerade erst, aber immerhin. Und so lässt sich klar feststellen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Ideen für außergewöhnliche Angebote müssen her, sonst werden die Schüler auf kurz oder lang ausbleiben und der Hausmeister irgendwann als Letzter das Licht ausmachen. Die Sipplinger Hauptschule mit ihrem selbstorganisierten Lernen bietet so ein Alleinstellungsmerkmal. Die Schüler werden nicht mehr in Fächern unterrichtet, sondern die Kinder stellen sich ihren Stundenplan selbst zusammen. Früher hätten sich Befürworter und Gegner endlos über die Richtigkeit des Konzepts streiten können. Heute entscheidet alleine der Markt, also Eltern und Schüler, ob das Angebot seine Berechtigung hat. Das ist Schulpolitik im besten Sinne.

  9. per Pressemitteilung:

    Hauptschule hat Zukunft

    Der Schulstandort Sipplingen hat nach Ansicht des Landtagsabgeordneten Norbert Zeller und dem Bürgermeister der Gemeinde Sipplingen, Neher, sowie dem Schulleiter der Hauptschule Sipplingen ausgezeichnete Zukunftsperspektiven. Das ist das Ergebnis des Besuchs Zellers in der Gemeinde.

    Zeller, der auch Vorsitzender des Schulausschusses im Landtag ist, zeigte sich sowohl von der Konzeption als auch vom Engagement der Lehrkräfte an der Hauptschule sehr beeindruckt. Zusammen mit Bürgermeister Anselm Neher durfte Zeller an einer Sportstunde Einblick nehmen, bei der Kinder mit und ohne Behinderung einen selbsterdachen Parcours durchliefen. Schüler und Rektor Thomas Randecker erläuterten den Besuchern das Konzept der individuellen Förderung. Für Zeller, der neben seinem Mandat auch noch als Sonderschullehrer tätig ist, ist das Sipplinger Konzept sehr überzeugend. „Die Kinder haben ein optimales Lernniveau“. Da ab dem neuen Schuljahr auch Hauptschulen künftig als Wahlschulen gelten, sind Rektor, Bürgermeister und der Abgeordnete überzeugt, dass der Schulstandorts Sipplingen „sich rechnen wird“, weil er attraktiv ist. „Schließlich haben wir auch in den letzten Jahren viel Geld in den Schulhausbau und die Ausstattung gesteckt“, so Neher. Die derzeitige Diskussion über die Hauptschulstandorte in Überlingen, Owingen, Meersburg und Sipplingen hält Zeller für irreführend. Jeder dieser Schulstandorte wird ab dem neuen Schuljahr nach dem Lehrplan der Werkrealschule unterrichten. „Es ist dabei unerheblich, ob eine Schule ein- oder zweizügig ist“, so Zeller. Für den Bildungsexperten wäre es geradezu fahrlässig, wenn funktionierende Schulstandorte wie Owingen oder Meersburg zu Gunsten einer Konzentration an einem Schulstandort aufgegeben würden. Zeller ist überzeugt, dass bereits ab 2011 Konzepte, die ein gemeinsames Angebot von „echtem Realschulabschluss“ und Hauptschulabschluss vorsehen, möglich sein werden. Für Zeller ist dies Grund genug, um ohne Zeitdruck und Hektik sich in den einzelnen Kommunen künftige Schulentwicklungskonzepte Gedanken zu machen unter Einbeziehung fachmännischer Beratung durch Wissenschaft und Praktiker.

  10. „Debatte irreführend“

    Abgeordneter Zeller überzeugt vom Schulkonzept in Sipplingen

    Sipplingen – Der Schulstandort Sipplingen hat nach Ansicht des Landtagsabgeordneten Norbert Zeller (SPD) und dem Bürgermeister der Gemeinde Sipplingen, Neher, sowie dem Schulleiter der Hauptschule Sipplingen, Randecker, ausgezeichnete Zukunftsperspektiven. Das ist das Ergebnis des Besuchs Zellers in der Gemeinde.

    Da ab dem neuen Schuljahr auch Hauptschulen als Wahlschulen gelten, sei man sich einig, dass der Schulstandorts Sipplingen „sich rechnet“, weil er attraktiv ist, so Zeller in einem Pressetext.Die derzeitige Diskussion über die Hauptschulstandorte hält Zeller für irreführend. Jeder dieser Schulstandorte werde ab dem neuen Schuljahr nach dem Lehrplan der Werkrealschule unterrichten. „Es ist dabei unerheblich, ob eine Schule ein- oder zweizügig ist“, so Zeller. Für den Bildungsexperten wäre es geradezu fahrlässig, wenn funktionierende Schulstandorte wie Owingen oder Meersburg zu Gunsten einer Konzentration an einem Schulstandort aufgegeben würden. Zeller ist überzeugt, dass bereits ab 2011 Konzepte, die ein gemeinsames Angebot von „echtem Realschulabschluss“ und Hauptschulabschluss vorsehen, möglich sein werden.

    (SÜDKURIER, 10. April 2010)

  11. Sinkende Schülerzahlen bedeuten das Aus im ländlichen Bereich

    In den vergangenen Jahren kam es zu Diskussionen um den Fortbestand der Hauptschulen. Nachdem die Schülerzahlen sinken und es keine Bestandsgarantie der Landesregierung mehr gibt, stehen vor allem einzügige Hauptschulen im ländlichen Bereich vor dem Aus.1Was ist der Unterschied zwischen einzügiger Hauptschule und Werkrealschule?Das in der Werkrealschule gültige pädagogische Konzept wird gleichermaßen in der Hauptschule umgesetzt.

    Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen werden zudem nach dem gleichen Bildungsplan unterrichtet wie Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule. Für sie gelten die gleichen schulrechtlichen und prüfungsrechtlichen Bedingungen. Somit ist die Anschlussfähigkeit für jede Schülerin und jeden Schüler der Hauptschule auf eine Werkrealschule grundsätzlich nach jedem Schuljahr, sowie nach der 9. Klasse jederzeit sichergestellt.

    Wo gibt es noch einzügige Hauptschulen?

    Im Bodenseekreis gibt es noch vier einzügige Hauptschulen in Langenargen, Meersburg, Owingen und Sipplingen; im Landkreis Sigmaringen sind reine Hauptschulen in Ostrach, Krauchenwies, Sauldorf und Stetten am kalten Markt zu finden Im Deggenhausertal hat die Hauptschule zum Schuljahr 2010/2011 geschlossen, in Wald zum Schuljahr 2009/2010, in Uhldingen-Mühlhofen zum Schuljahr 2008/2009. Bereits zum Schuljahr 2007/2008 wurde in Immenstaad der Hauptschulzweig geschlossen.

    Wie sind die Anmeldezahlen für die einzügigen Hauptschulen?

    Für das Schuljahr 2010/2011 sehen die Zahlen der Fünftklässer wie folgt aus: Ostrach (21 Schüler), Krauchenwies (20 Schüler), Sauldorf (14 Schüler), Stetten am kalten Markt (16 Schüler), Langenargen (0 Schüler), Meersburg (15 Schüler), Owingen (9 Schüler) und Sipplingen (5 Schüler).

    Was sind die Alternativen zur Haupt- und Werkrealschule?

    Eine Alternative könnte laut SPD-Landtagsfraktion die Öffnung der Schulstruktur sein. Je nach Bedarf könnten vor Ort gemeinsame Bildungsgänge von Haupt- und Realschule oder eine Orientierungsstufe für die Klassen 5 und 6 zugelassen werden. Das Kultusministerium lehnt diesen Vorschlag ab.

    (SÜDKURIER, 25. September 2010)

  12. Aus der Rede von Bürgermeister Anselm Neher anlässlich des Neujahrsempfangs am 7. Januar 2011, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sipplingen (2011, Nr. 1/2):

    [...] Unsere Grund- und Hauptschule in unmittelbarer Nachbarschaft ist jetzt insgesamt Ganztagesschule mit einem großen Angebot an selbstorientiertem Lernen. Wie lange die Hauptschule noch gehalten werden kann ist fraglich. Nur noch wenige Kinder sind aus Sipplingen und die Werkrealschule erfreut sich regen Zuspruchs. Unser Rektor mit Kollegium haben es aber bisher verstanden dass Schiff gut zu lenken und auf Kurs zu halten. Die Zukunft sieht allerdings etwas ungewiss aus. [...]

  13. Aus unserer Nachbarschaft: Fast 350 interessierte Bürger kamen am vergangenen Sonntag zum Neujahrsempfang der Gemeinde Owingen. Mit der Wahl seines Festredners Otto Herz setzte Bürgermeister Henrik Wengert ein politisches Signal.

    Otto Herz buchstabiert das Abc einer guten Schule

    Mut zum bildungspolitischen Aufbruch propagierte der engagierte Reformpädagoge Otto Herz in seinem Beitrag zum Neujahrsempfang der Gemeinde Owingen.

    Herz plädierte für eine längere gemeinsame Erziehung, für die Umsetzung der Inklusion und für den Erhalt der wohnortnahen Schulen in der Fläche. Mut versuchte Herz in der realen Umsetzung seiner Thesen auch der Gemeinde Owingen im Kampf um den Fortbestand ihrer Grund- und Hauptschule zuzusprechen.

    Diesen Mut hatte Bürgermeister Henrik Wengert schon bewiesen, als er den Referenten auswählte, der sich selbstbewusst als „gebliebener 68er“ apostrophierte. Das klingt nicht gerade maßgeschneidert für einen kleinen, eher konservativen Ort im Linzgau. Doch das Publikum zeigte sich weitgehend angetan von dem engagierten Vortrag und blieb konzentriert bei der Sache, obwohl das „Abc der guten Schule“ fast doppelt so lang wurde wie geplant. Skeptische Blicke sah man eher in der ersten Reihe. Während Herz dem SPD-Bildungspolitiker Norbert Zeller eher aus dem Herzen sprach, legten Kollege Hans-Peter Wetzel (FDP) und CDU-Kreisvorsitzender Lothar Fritz als ehemaliger Pädagoge eher die Stirn in Falten. Ulrich Müller (CDU) ersparte sich den Vortrag ganz.

    In einer Zeit, in der der aufklärerische pädagogische Ansatz einer Erziehung zum mündigen Bürger massiven Angriffen ausgesetzt ist, weil einige renommierte Vertreter sich eines ebenso massiven sexuellen Missbrauchs schuldig machten, hat schon der Begriff Reformpädagogik selbst viele Schrammen bekommen. Umso mehr gelang es dem Diplompsychologen, die Grundprinzipien der Reformpädagogik auf kurzweilige Art herauszuarbeiten. Die teilweise Allgemeingut geworden sind. Nicht so allerdings die Vorteile einer Schule mit großer Vielfalt, in der alle Schüler bis zur zehnten Klasse gemeinsam lernen. Um den Herausforderungen gerecht zu werden und „eine lebens- und liebenswerte Welt gestalten“ zu können, dürften sie nicht „mit Wissen vollgestopft werden“, sondern müssten in einer globalisierten Welt primär auch „lernen, zusammen zu leben“.

    Hanspeter Walter

    (SÜDKURIER, 25. Januar 2011)

  14. Wohin führt die Bildungspolitik?

    Oberteuringen (bab) Werden unsere Kinder irgendwann länger gemeinsam lernen wie in vielen anderen Ländern oder hält Baden-Württemberg an seinem dreigliedrigen Bildungssystem fest? Die Ortsverbände Überlingen und Friedrichshafen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten zu dem Thema „Bildungspolitik nach der Landtagswahl“ Vertreter von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD, FDP und Die Linke zu einer Podiumsdiskussion nach Oberteuringen gebeten.

    „Wir wurden – angeblich aus Zeitgründen – nicht eingeladen“, bedauerten Vertreterinnen der ÖDP.

    Er trete für die Vielfalt eines gegliederten Schulsystems ein, sagte der CDU-Kreisvorsitzende Lothar Fritz. Es sei nicht bewiesen, dass gemeinsames Lernen bis zur zehnten Klasse die erfolgreichere Bildungsvariante sei. Ein bildungspolitischer Systemwechsel sei finanziell aufwendig und werde letztendlich auf dem Rücken der Schüler ausgetragen. Keinen Systemwechsel, aber die individuelle Förderung stärken möchte Hans-Peter Wetzel (FDP). Seine Partei setze sich für mehr Ganztagesschulen ein. Kein Kind dürfe zurückgelassen werden, betonte der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Zeller. Baden-Württemberg habe ein ungerechtes Bildungssystem. Kinder aus Arbeiterfamilien etwa hätten laut Statistik eine 6,6-mal geringere Chance auf einen höheren Bildungsabschluss als Akademikerkinder. Zeller plädierte für ein gemeinsames Lernen mit individueller Förderung und neuen Lernkonzepten bis zur zehnten Klasse sowie für eine Abschaffung der Grundschulempfehlung. Die Schule müsse im Dorf bleiben, betonte Martin Hahn (Grüne) und sprach sich für kleinere selbständige Schulen und ein längeres gemeinsames Lernen ohne Notendruck aus. Mittelfristig das dreigliedrige Schulsystem abschaffen möchte auch Roberto Salerno (Die Linke). Sein Ziel: Gemeinsames Lernen bis zur zehnten Klasse, individuelle Förderung, kleinere Klassen und flächendeckend Ganztagesschulen.

    (SÜDKURIER, 31. Januar 2011)

  15. Gerangel um Zukunft der Hauptschule

    Ravensburg/Stuttgart – Die Vorsitzenden des Vereins „Länger gemeinsam lernen e.V.“ bekamen eine Absage aus dem Kultusministerium. Bernd Dieng und Rudolf Bosch, als Ravensburger „Hauptschulrebellen“ bekannt, planten die Befragung aller Grundschulrektorinnen und -rektoren im Land zum Thema verbindliche Grundschulempfehlung: „Sind Sie – wie vom Landeselternbeirat (LEB) wiederholt gefordert – für die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung?“, lautete die Frage, die sie per E-Mail stellen wollten.

    Ziel sollte ein „Stimmungsbild“ sein. Weil es in der Vergangenheit zu Reibungen kam, stellten sie den Antrag. Das Nein beinhaltete den Verweis auf eine Verwaltungsvorschrift zu „Werbung, Wettbewerbe und Erhebungen in Schulen“. Der Umfrage liege kein „pädagogisch-wissenschaftliches Interesse“ zugrunde, argumentierte der stellvertretende Abteilungsleiter Felix Ebert. Dieng und Bosch vermuten ihre Nähe zu Positionen von SPD und Grünen als Grund des Verbots. Bosch war bei der Vorstellung des SPD-Sechs-Monate-Regierungsprogramms anwesend. Am Montag forderte er im landesweiten Netzwerk „In einer Schule gemeinsam lernen“, das 30 Organisationen vom Landesfrauenrat bis zur Diakonie vereint, ein Schulsystem, das nicht „aussortiert und abschult“ in die jeweils niedrigere Schulart.

    Für andere Bekenntnisträger interessiert sich das Kultusministerium weniger. So unterzeichneten unlängst 25 von 66 Gymnasial-Rektoren aus dem Regierungsbezirk Tübingen eine Erklärung zum Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems – alle mit Namen und Ort, darunter Oberstudiendirektor Uwe Beck aus Friedrichshafen (Karl-Maybach-Gymnasium) oder sein Kollege Thomas Straub aus Tettnang (Montfort-Gymnasium). Parteipolitisch erlegten sich die Rektoren keine besondere Zurückhaltung auf, wenngleich sie formal nicht im Auftrag der Schule auftraten, sondern als Privatleute. Rot-Grün wolle eine „Zerschlagung des bewährten Systems“, heißt es dort. Auch Schulleiter von Realschulen aus den Räumen um Rottweil, Tuttlingen, Waldshut und Friedrichshafen machen mobil. Sie befürchten mit Blick auf die Landtagswahl eine Entwicklung hin zu einem zweigliedrigen Schulsystem, „obwohl dies keine Partei im Programm hat“. Diese Schulleiter empfänden es als „große Schwächung des Bildungsangebots mit schwerwiegenden Nachteilen“, sagten sie in Sipplingen. „Wir fühlen uns nicht als Rebellen und wir argumentieren auch nicht gegen jemand“, meint Horst Weible, Rektor der Realschule Jestetten. Sie befürchten, Rot-Grün säge mit dem Konzept der Gemeinschaftsschule an ihrem Schulzweig. Der Überlinger FDP-Abgeordnete Hans-Peter Wetzel garantierte für seine schwarz-gelbe Koalition den Erhalt der „Mehrgliedrigkeit“. Die Realschule habe – ob durch Zulauf aus G8 oder aus der Hauptschule – zunehmende Bedeutung und werde, so die Rektoren, bei „Abnehmern“ und Eltern „nicht in Frage gestellt“. Dieser Tenor finde sich unter Realschulrektoren durchgängig, „ob nun zufällig Wahlkampf ist oder nicht“. Doch Bekenntnisse wurden aus der CDU auch gezielt organisiert. Der parlamentarische Berater der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Hartmann, schrieb an Schulleiter im Land einen „Weckruf zum Erhalt unseres erfolgreichen Schulsystems“. Führungskräfte an den Schulen im Land wurden unmissverständlich aufgefordert, für schwarz-gelbe Programmatik Position zu beziehen. Der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbandes, Waldemar Futter, war begeistert: „Gute Sache“, mailte er gleich zurück und versprach, den Aufruf „über alle guten Kanäle“ zu verteilen.

    Die CDU-Fraktion distanziert sich von der Aktion. Es handle sich um ein „privates Engagement“ des Mitarbeiters, Lehrers und CDU-Mitglieds – allerdings möglicherweise unter Nutzung eines dienstlich gepflegten E-Mail-Verteilers. Laut Kultusministerium kollidieren solche Bekenntnisse nicht mit dem Schulgesetz. „Wir nehmen an, dass Schulleiter ihr Recht als Privatperson wahrnehmen, sich zu einer allgemeinen bildungspolitischen Frage zu äußern“, heißt es aus Marion Schicks Haus. Bosch und Dieng wittern dennoch Ungleichbehandlung. Während sie sich, obwohl sie als „Privatleute“ dem Verein vorstünden, ständig Rüffel einholten, betrieben die Bewahrer des Systems ungestraft Parteipolitik.

    (SÜDKURIER, 22. März 2011)

  16. „Das ist kein Zustand mehr“

    Sipplingen (hk) Nicht gut ist es um die Burkhard-von-Hohenfelsschule – eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule – bestellt. Wie Rektor Thomas Randecker in jüngster Gemeinderatssitzung kurz informierte, wolle man aufgrund mangelnder Schülerzahlen die Klassen 5, 6 und 7 vorübergehend aussetzen, die Klassen 8 und 9 aber weiterführen.

    Ein entsprechender Beschluss soll in der öffentlichen Sitzung am 13. Juli gefasst werden. Die Eltern der künftigen Klassen 5 bis 7 sollten aber gestern bereits über das Vorhaben informiert werden, um genügend Zeit zu haben, ihre Kinder auf eine neue Schule zu schicken.

    Im Jahre 2007 hatte das Land Baden-Württemberg geplant, die Sipplinger Schule sogar zu schließen. Erst fünf Jahre zuvor hatte die Gemeinde ihre Schule für 3,5 Millionen Euro umgebaut und erweitert. Der Gemeinderat hatte im November 2009 die von der Wiestorschule Überlingen angestrebte Kooperation mit der Burkhard-von-Hohenfels-Schule zur neuen Werkrealschule abgelehnt. Die Mehrheit der Bürgervertreter wollte abwarten, da man sich nach dem Wegfall der Schulbezirke eine neue Chance für den Hauptschulstandort Sipplingen versprach oder zumindest erhoffte. Aus diesem Grund und um verstärkt Werbung für sich zu machen, hatte die Schule im Vorjahr extra eine neue Broschüre erstellt. „Doch das hat nicht dazu geführt, dass der Schule Schüler zugelaufen sind“, bedauerte Bürgermeister Anselm Neher. Es sei nun eine Situation entstanden, „die wir teilweise erwartet haben, die uns jetzt aber vor eine neue Situation stellt“, so der Rathauschef weiter.

    Wie Schulleiter Thomas Randecker ausführte, habe man seit fünf Jahren um die Hauptschule gerungen. Deren Qualität sei sehr gut, „das wird uns von allen Seiten immer wieder bestätigt“, sagte er. Das habe aber nicht dazu geführt, „dass uns die Schüler zugelaufen sind, insbesondere in den letzten drei Jahren“. Im kommenden Jahr seien für die fünfte Klasse nur noch drei neue Schüler zu erwarten. Dazu kämen elf Schüler der Klassen 6 und 7. „Eigentlich kann man damit keine Klasse mehr führen. Das ist kein Zustand mehr“, so Randecker. Deswegen wolle man gerne die Klassen 5 bis 7 aussetzen, die Klassen 8 und 9 mit 30 Schülern aber weiterführen. „So haben wir noch zwei Jahre“, so der Schulleiter. Es könne sein, dass die Schulpolitik des Landes im kommenden Jahr etwas ganz anderes anders mit sich bringe. Wenn das längere gemeinsame Lernen greife, „dann“, so Randecker weiter, „ist auch denkbar, dass die Hauptschule in die Realschule integriert wird und wir vielleicht eine neue fünfte Außenstelle der Realschule machen“. Eine Realschule werde es dann auch nicht mehr geben, sondern die so genannte gemeinsame Schule. Randecker: „Das wäre eine Option.“ Das Kultusministerium habe mitgeteilt, es brauche ungefähr ein Jahr, um die rechtlichen Grundlagen zu klären. Der Pädagoge erinnerte daran, dass auch die Grundschule Friedrichshafen im nächsten Jahr ausgesetzt werde. Die Eltern hätten mittlerweile ja die freie Entscheidung in Bezug auf die Schulwahl. Randecker: „Wenn wir dann vielleicht die fünfte Klasse wieder ganz neu begännen und dann aufbauend zur Klasse 9 – das ist unsere Vorstellung und vielleicht unsere Vision für die Zukunft.“

    (SÜDKURIER, 17. Juni 2011)

  17. Klassen 5 bis 7 müssen gehen

    Für Vorhaben der Burkhard-von-Hohenfels-Schule ist laut Bürgermeister Anselm Neher kein Gemeinderatsbeschluss notwendig.

    Sipplingen (hk) Es bleibt dabei, zumindest vorübergehend: Die Klassen 5, 6 und 7 der Burkhard-von-Hohenfels-Schule – eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule – werden zum kommenden Schuljahr verlagert, die Klassen acht und neun aufrechterhalten. Wie Bürgermeister Anselm Neher in der Gemeinderatsitzung am Mittwochabend miteilte, bedürfe es nach Auskunft des Schulamtes diesbezüglich keines Gemeinderatsbeschlusses. Bereits in der Sitzung im Juni hatte der Bürgermeister dieses Vorhaben gemeinsam mit Schulleiter Thomas Randecker pro forma angekündigt. Man war aber der Meinung, dass noch eine entsprechende Entscheidung der Bürgervertreter erforderlich sei.

    „Wir wissen alle noch nicht, wie es weiter gehen soll“, machte der Rathauschef jetzt auf den Ernst der Lage aufmerksam. Voraussichtlich im Dezember dieses Jahres sei man so weit, dass ein neues Konzept vorgelegt werden könne „oder aber ob wir uns von der Hauptschule verabschieden werden müssen“. Neher: „Das ist eine Hängepartie für uns und sehr, sehr schwierig.“

    Thomas Randecker hatte im Juni informiert, dass aufgrund mangelnder Schülerzahlen die Klassen 5, 6 und 7 vorübergehend ausgesetzt werden, die Klassen 8 und 9 aber weitergeführt werden sollen. Die Eltern der betroffenen Schüler waren nach der vorletzten Gemeinderatsitzung über das Vorhaben informiert worden, um genügend Zeit zu haben, ihre Kinder auf eine neue Schule zu schicken.

    Im Jahre 2007 hatte das Land Baden-Württemberg geplant, die Sipplinger Schule sogar zu schließen. Erst fünf Jahre zuvor hatte die Gemeinde ihre Schule für 3,5 Millionen Euro umgebaut und erweitert. Das Sipplinger Ratsgremium hatte im November 2009 die von der Wiestorschule Überlingen angestrebte Kooperation mit der Burkhard-von-Hohenfels-Schule zur neuen Werkrealschule abgelehnt. Die Mehrheit der Bürgervertreter wollte seinerzeit abwarten, da man sich nach dem Wegfall der Schulbezirke eine neue Chance für den Hauptschulstandort Sipplingen versprach oder zumindest erhoffte. Im kommenden Schuljahr sind nach Darstellung Randeckers für die 5. Klasse nur noch drei neue Schüler zu erwarten. Dazu kommen elf Schüler der Klassen 6 und 7. „Eigentlich kann man damit keine Klasse mehr führen“, hatte er argumentiert. Deswegen wolle man gerne die Klassen 5 bis 7 aussetzen, die Klassen 8 und 9 mit 30 Schülern aber weiterführen. „So haben wir noch zwei Jahre“, so der Schulleiter, der daran erinnerte, dass die Schulpolitik des Landes im kommenden Jahr womöglich etwas ganz anderes anders mit sich bringe. Das Kultusministerium benötige Zeit, um die rechtlichen Grundlagen zu klären.

    (SÜDKURIER, 15. Juni 2011)

  18. Neues zehntes Schuljahr kommt

    Sipplingen (hk) Die Grund- und Hauptschule wird zur Werkrealschule erweitert, damit wird eine zehnte Klasse eingeführt. Der entsprechende Antrag wird beim Schulamt in Markdorf gestellt.

    Das beschloss der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung. Einig war sich das Gremium, dass es sich aufgrund der Schülerzahlen aber nur um eine temporäre Angelegenheit handelt.

    Infolge der zurückgehenden Schülerzahlen hatten die Bürgervertreter im Juli beschlossen, die Klassen fünf bis sieben zunächst auszusetzen und den Betrieb der Hauptschule nur mit den Klassen acht und neun fortzusetzen (wir berichteten). Verwaltung und Schule waren beauftragt worden, in den kommenden beiden Jahren die allgemeine Entwicklung und die politischen Zielsetzungen der neuen Landesregierung für die weitere Entwicklung abzuwarten.

    Wie Bürgermeister Anselm Neher informierte, verfolge die Landesregierung das Ziel, in der Werkrealschule möglichst vielen jungen Menschen einen mittleren Bildungsabschluss zu ermöglichen. Die bisherige Notenhürde für den Übergang aus der neunten in die zehnte Klasse soll entfallen. Zudem könne eine zehnte Klasse gebildet werden, sofern sie mindestens 16 Schüler umfasse. Die Jugendlichen könnten an der Werkrealschule sowohl den Hauptschulabschluss in zwei Geschwindigkeiten nach Klasse neun oder Klasse zehn als auch den mittleren Abschluss absolvieren.

    „Die gesetzliche Vorgabe, dass sich eine Schule nur dann Werkrealschule nennen darf, wenn sie zweizügig ist, entfällt“, zitierte der Bürgermeister ein Grundsatzpapier zu den „Eckpunkten des Bildungsaufbruchs in Baden-Württemberg“ von Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer. Eine Schule könne künftig diese Bezeichnung führen, wenn sie entweder selbst ein zehntes Schuljahr anbiete oder mit einer Werkrealschule mit zehntem Schuljahr kooperiere. Damit soll auch erreicht werden, dass viele Schulstandorte im ländlichen Raum erhalten bleiben. Eine bisher vorgesehene verpflichtende Kooperation der zehnten Klassen mit den Berufsfachschulen soll aufgegeben werden, zitierte Neher aus dem Grundsatzpapier.

    Die Schulkonferenz habe sich bereits einstimmig dafür ausgesprochen, die Sipplinger Grund- und Hauptschule zur Werkrealschule zu erweitern. Einer Umfrage zufolge haben 17 von 21 Neuntklässlern die Zusage gegeben, ab kommendes Schuljahr die zehnte Klasse in Sipplingen zu besuchen. Neher: „Somit ist die Voraussetzung gegeben. Ebenso ist es möglich, eine weitere Klasse innerhalb der Schulgebäude unterzubringen.“

    Schulleiter Thomas Randecker ergänzte, die Einführung der Gemeinschaftsschule, so wie es die Landesregierung wolle, komme für Sipplingen derzeit noch nicht infrage. Deren Grundsatz sei die individuelle Förderung als solche. „Hier sind wir sehr gut aufgestellt, weil wir das schon fünf Jahre machen. Das ist unser Vorteil“, so Randecker. . Er machte weiter darauf aufmerksam, dass es in der vierten Klasse eine verbindliche Empfehlung für die weiterführenden Schulen nicht mehr geben wird. „Es wird nur noch eine beratende Empfehlung geben. Die Eltern können selbstständig entscheiden.“ Randecker informierte, dass die Werkrealschule landesweit umgebaut werden soll. „Alle Schulen im Land dürfen eine Werkrealschule sein, egal welche Größe sie haben.“ Der Vorteil sei, dass laut Landesabsicht alle Schüler zur mittleren Reife kommen sollen, „wenn es möglich ist“. Deswegen soll das Angebot landesweit auf alle Schulen ausgeweitet werden.

    Auf die Frage von Thomas Biller (FW), was denn als Alternative infrage käme, sagte Randecker, dass die Neuntklässer eine andere Werkrealschule besuchen müssten, um dort das zehnte Schuljahr zu erfolgreich zu beenden. Oder sie müssten eine zweijährige Berufsfachschule wie bisher absolvieren, um dort den Realschulabschluss zu erlangen.

    „Den Versuch sollten wir auf jeden Fall noch ein Jahr machen, um den jetzigen Neuntklässlern diese Chance zu geben“, riet Gemeinderat Karl Hepp (CDU). Neher ergänzte, dass die Sipplinger Hauptschule in den kommenden drei Jahren auslaufen werde. „Das ist eine absehbare Zeit“, sagte der Rathauschef, bevor das Gremium die Schulerweiterung beschloss.

    (SÜDKURIER, 28. November 2011)

  19. Der Vorreiter darf nicht mitmachen

    Sipplingen (hpw) Auch wer zu früh kommt, den kann bisweilen das Leben bestrafen. Ihrer Zeit noch zu weit voraus scheint die Sipplinger Burkhard-von-Hohenfels-Schule gewesen zu sein, als sie schon vor fünf Jahren das Konzept des individualisierten und selbst organisierten Lernens für ihre Hauptschüler einführte.

    Was die Pädagogen um Schulleiter Thomas Randecker seitdem erfolgreich erprobten und praktizierten, soll ab dem kommenden Schuljahr als Konzept an den neuen Gemeinschaftsschulen Baden-Württembergs eingeführt werden. Sipplingen allerdings konnte sich dafür gar nicht erst bewerben, da es zwar die inhaltlich-pädagogischen Kriterien schon seit einigen Jahren erfüllt, zu Zeiten, als diese noch nicht recht salonfähig und mehrheitsfähig waren. Doch es genügt nicht den Anforderungen der Zweizügigkeit an eine Gemeinschaftsschule, die Schulleiter Randecker „ohnehin nicht ganz nachvollziehen kann“. Erklären kann er sich dies nur mit der Sorge der Regierung, dass Schulen sonst möglicherweise scheitern können.

    Dabei hätte Sipplingen neben einigen anderen bestes Beispiel für das grundsätzliche Funktionieren herhalten können. Hier lässt sich unmittelbar beobachten, wie Schüler in einer Lerngruppe gleichzeitig an einer Präsentation für den Satz des Pythagoras arbeiten, einen historischen Zeitstrahl für die Renaissance erstellen und sich mit der Zinseszins-Rechnung befassen. Ihr Lehrer Ingo Fiedler begleitet sie dabei lediglich und gibt vielleicht mal einen Tipp, wenn der Erkenntnisfortschritt mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Materialien mal ins Stocken geraten ist.

    Zu früh dran war die kleine Dorfschule mit dem neuen Konzept wohl auch für manche Eltern, die dem neuen Weg und dem eigenverantwortlichen Lernen ihrer Sprösslingen noch nicht ganz trauten. So sind es jetzt in der Jahrgangsstufe neun noch 24 Schüler, in der Stufe acht noch zehn Schüler, die in zwei Lerngruppen gemeinsam arbeiten. „Kindern lernen am besten von Kindern“, beschreibt Thomas Randecker eine Erkenntnis der Bertelsmann-Stiftung, die den Weg mit Argumenten unterfüttert. „Wir geben nicht auf“, sagt daher auch der Schulleiter, obwohl die Jahrgangsstufen 5 bis 7 derzeit verwaist sind. Für die älteren Hauptschüler haben Schule und Gemeinde den Antrag auf Einführung der zehnten Werkrealschulklasse gestellt. Dazu sind wenigstens 16 Schüler erforderlich. 18 von 24 Neuntklässlern hat die Schule den Werkrealschluss in der zehnten Klasse ans Herz gelegt, vier weitere Schüler haben aus anderen Kommunen schon ihr Interesse bekundet. Das sollte eigentlich reichen.

    Doch wäre Sipplingen geradezu prädestiniert für eine Gemeinschaftsschule. Zwei Jahre lang war die Burkhard-Hohenfels-Schule im so genannten „SENTA“-Programm („Schule-Entwicklung-Arbeit“) der Robert-Bosch-Stiftung gefördert worden, das erst im Januar 2012 auslief. In guter Gesellschaft war Sipplingen hier mit der Konstanzer Gebhardschule, die ab September zur Gemeinschaftsschule wird. In Steißlingen (Kreis Konstanz) wird das neue Modell ebenso realisiert werden wie in Amtzell und Bergatreute (Kreis Ravensburg). „Nur im Bodenseekreis wird es im ersten Schritt keine Gemeinschaftsschule geben, das finde ich schon schlimm“, sagt Sipplingens Schulleiter Randecker, der als Referent in Vorträgen die „Gelingensfaktoren für individuelles Lernen“ an Kollegen vermittelt. Dazu gehöre primär der Paradigmenwechsel, dass sich Schule den Schülern anpassen müsse und nicht umgekehrt. So könnten die Schüler in ihrer Persönlichkeit gestärkt und zu selbstverantwortlichem Lernen geführt werden. Ganz abgesehen von einem längeren Verbleib am Wohnort, bei den lokalen Vereinen und Freizeitangeboten und von der daran geknüpften gesellschaftspolitischen Relevanz.

    „Auch unser Kreis wäre gut aufgestellt dafür“, betont Thomas Randecker und will die Flinte noch nicht ins Korn werfen: „Wir müssen unsere Schule eben von unten her wieder aufbauen.“ Nicht nur den Rückhalt der Kommune hat er dabei. Mitstreiter hat Sipplingen auch im Handwerk, dessen Landsvertretung sich vergangene Woche in einem Thesenpapier für eine forschere Umsetzung von Gemeinschaftsschulen und konsequenten Ganztagsbetrieb aussprach.

    (SÜDKURIER, 29. Februar 2012)

  20. Auslaufmodell

    (von GABRIELE RENZ)

    Es kam so wie vorhergesagt. Immer weniger Kinder wechseln auf eine Hauptschule. Oder anders gesagt: Immer weniger Eltern wollen für ihre Kinder eine Hauptschulkarriere. Das kann man gut oder schlecht finden. Doch an diesem Fakt kommen selbst Verfechter der Dreigliedrigkeit nicht vorbei. Schulfragen sind Standortfragen. Aber Schulen kosten auch Geld. Wird eine Schule zu klein, ist es der öffentlichen Hand nicht zuzumuten, unverhältnismäßig viele Ressourcen hineinzupumpen. Das ist der Grund dafür, wenn Schulen schließen müssen und kein ideologisches Dikat. Noch ist das Gymnasium nicht die Hauptschule von morgen. Doch der Trend verfestigt sich. Grün-Rot gibt Schulen die Möglichkeit, selbst Ideen zu entwickeln. Für Bürgermeister und Landräte bedeutet dies Arbeit: Sie können nicht länger auf Order aus Stuttgart warten. Sie müssen selbst handeln. Mit Blick auf die Geburtenstatistik hätten sie es längst tun sollen. Aber die alte Kirchturmpolitik war eben bequemer.

    (SÜDKURIER, 9. Mai 2012)

  21. Ulrich Müller bangt um Schulen

    Welche Schulen werden im Kreis dichtgemacht?

    In der Bildungspolitik liegen für den CDU-Landtagsabgeordneten Ulrich Müller Versprechungen und Wirklichkeit von Grün und Rot „besonders weit auseinander“, schreibt er in einer Pressemitteilung. Statt verbesserter Lehrerversorgung sollen bis 2020 mehr als 11 000 Lehrerstellen gestrichen werden, statt zugesagter Privatschulförderung geschehe „so gut wie nichts“ und statt der Sicherung wohnortnaher sollen Standorte mit weniger als stabil 40 Schülern pro Klassenstufe geschlossen werden.

    Was heißt das für den Bodenseekreis? Ulrich Müller hat sich die Zahlen der einzelnen Klassenstufen besorgt und nach eigenen Angaben die Messlatte von Grün-Rot angelegt. Welche Schulen müssten dann dicht machen? Laut Müller wären es die Haupt- und Werkrealschule Kressbronn, die Hauptschule in Langenargen, außerdem wäre die Haupt- und Werkrealschule Meckenbeuren, am Ende, die Gemeinschaftsschule in Meersburg müsste sofort wieder schließen, die Haupt- und Werkrealschulen in Owingen und Sipplingen würden entfallen und auch in Überlingen gäbe es keine Hauptschule mehr. Ob sich Hauptschulen in Friedrichshafen, Markdorf, Tettnang und Salem halten könnten sei ungewiss. Wenn jetzt Gemeinschaftsschulen die Rettung bringen sollen, so führt das laut Müller zu einer weiteren Konzentration und könne auch noch die eine oder andere Realschule gefährden.

    Auch Grundschulen seien in Gefahr, schreibt der Abgeordnete. „Zunächst“ sollen sie, wie es in Stuttgart heiße, von einem Schließungsprogramm ausgenommen werden. „Aber wenn man sich vorstellt“, sagt Ulrich Müller, „dass für alle übrigen Schulen 40 Kinder pro Stufe verlangt werden, wenn man bedenkt, dass künftig Gemeinschaftsschulen auch um die Schüler von Grundschulen erweitert werden können , dann muss man auch um viele Grundschulstandorte fürchten.“

    Auf der Basis der Zahlen von heute und einer angenommenen Mindestgröße von nur 30 Schülern (statt 40 in den anderen Schulen von Grün-Rot als Messlatte vorgegeben) hätten folgende Grundschulen im Bodenseekreis über Kurz oder Lang mit einer Schließung zu rechnen: Frickingen, Hagnau, Heiligenberg, Oberdorf, Neukirch, Sipplingen und Stetten. Längerfristig gefährdet könnten auch die Grundschulen von Bermatingen, Deggenhausertal, Immenstaad, Oberteuringen und Owingen sein.

    In der CDU sei klar, wie man auf den Geburtenrückgang reagieren wolle: Erstens ohne zahlenmäßige Vorgaben nur im Konsens mit den Gemeinden, die sich absprechen sollen, welche Schullandschaft sie für richtig halten. Und zweitens nicht durch die Gemeinschaftsschule, sondern einen Verbund der unterschiedlichen Schulen, wie es sie zum Beispiel im Bodenseekreis in Markdorf und in Salem seit vielen Jahren gebe.

    (SÜDKURIER, 4. August 2012)

  22. Gewerkschaft ist wegen Schulentwicklung besorgt

    Die GEW drängt auf eine regionale Schulentwicklungsplanung im Bodenseekreis.

    Die Landeshauptstadt Stuttgart hat bereits einen eigenen Schulentwicklungsplan, der Landkreis Esslingen ebenfalls, zumindest für die beruflichen Schulen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im hiesigen Schulamtsbezirk Markdorf fordert auch für die Städte und Gemeinden im Bodenseekreis eine verbindliche, gemeindeübergreifende Planung zur künftigen Schulentwicklung, von den Grundschulen bis zu den Beruflichen Schulen. Sie kann sich dabei auch auf ein ganz aktuelles Votum des Deutschen Städtetages berufen, teilt Willi Bernhard, Medienreferent der GEW, mit. Der Städtetag habe für die Kommunen mehr Mitspracherechte in der Bildungs- und Schulplanung eingefordert: „Vor-Ort-Lösungen für Vor-Ort-Probleme entwickeln“. Der Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, Wilfried Franke, vermisse ebenso hierzulande „intensivere Diskussionen und Konzepte“ zur künftigen Schulentwicklung. „Mit seiner Presse-Initiative vor ein paar Wochen hat der Landtagsabgeordnete Ulrich Müller die Notwendigkeit einer Planungsperspektive bis 2020 für die Erhaltung eines leistungsfähigen und möglichst wohnortnahen Schulangebotes, besonders im weiterführenden Schulbereich nach den Vorgaben der Landesregierung für die zulässige Mindestgröße einer Schule nachdrücklich unterstrichen“, heißt es in der Mitteilung der GEW weiter. Die Landesregierung werde sogleich nach dem Ende der Sommerferien mit ihrer Sparkommission nochmals über die vorgelegten Zahlen zu der Streichung von Lehrerstellen landesweit und die Schließung kleiner Schulen, von den Grundschulen bis zu den Berufschulen, beraten, ebenso die Landtagsfraktionen in ihren Klausurtagungen.

    „Wann, wenn nicht jetzt, will man mit den Planungen für die künftige Struktur des hiesigen Schulangebotes in den einzelnen Schulregionen des Bodenseekreises beginnen?“, mahnt die GEW.

    In den 23 Städten und Gemeinden im Bodenseekreis seien derzeit 44 Grundschulen, 13 Haupt- und Werkrealschulen , acht Realschulen und sechs Gymnasien sowie sieben Berufliche Schulen beim Statistischen Landesamt in Stuttgart registriert. An welchen Schulstandorten und in welchen Schularten etwa ein rhythmisiertes Ganztagesschulangebot in den nächsten Jahren eingerichtet werden sollte, darüber finde, so heißt es in der Mitteilung der GEW, ebenso wenig eine intensive öffentliche Debatte am Bodensee statt wie zu der absehbaren Entwicklung, dass entlang des Seeufers von Kressbronn bis Sipplingen die Eltern von Viertklässlern die Hauptschule in einem Ausmaß „abwählen“, dass ohne eine neue Gemeinschaftsschule wie in Meersburg den Kindern in ihrer kleinen Gemeinde kein weiterführendes Schulangebot in ein paar Jahren mehr zur Verfügung stehe und ihnen jeden Morgen ein längerer Schulweg mit dem Bus in die Nachbarstadt zugemutet werde. Die Omnibuslinien im Bodenseekreis müssen im neuen Schuljahr mit ersten, erheblichen Mittel Kürzungen aus dem Programm der Schülerbeförderung auf Grund der zurückgehenden Schülerzahlen rechnen, so die GEW weiter.

    Die Gewerkschaft verweist auf Untersuchungen, wonach im Bodenseekreis im Zeitraum ab 2015 ein Schülerpotential von knapp unter 1750 für die Eingangsklassen der Sekundarstufe (5. Klassen) zu erwarten ist, ab 2020 unter 1500 Fünftklässler. In etlichen Kreisgemeinden könne am 10. September schon jetzt keine 5. Klasse mehr an einer Hauptschule eingerichtet werden. Die verbliebenen Schüler, die am 30. März von den Eltern für eine Hauptschule angemeldet worden sind, werden laut GEW jahrgangsübergreifend mit Sechstklässlern unterrichtet.

    Laut Gewerkschaft ist es an der Zeit, dass Baden-Württemberg dem Beispiel anderer Bundesländer folgt und die Aufgabe der regionalen Schulentwicklungsplanung zu einer gesetzlichen Pflicht erhebt.

    (SÜDKURIER, 31. August 2012)

  23. Ulrich Müller: Rettet die Realschule

    Von VOLKER GEILING

    Der CDU-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Bodensee zeigt sich besorgt über die Bildungspolitik des Landes. Er befürchtet einen Umsturz in der Schulpolitik

    „Derzeit ist meine Hauptsorge, dass die Realschule zugunsten der Gemeinschaftsschule geopfert werden soll“. Diese Einschätzung vertrat beim traditionellen SÜDKURIER-Redaktionsbesuch zum Jahreswechsel der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Müller aus Ravensburg. „Der Umsturz im Bildungswesen geht leider mit Riesenschritten voran. Er verändert und zerstört ein Bildungswesen, das sehr gut funktioniert hat, auch in Kooperation mit den beruflichen Schulen“, klagte der Abgeordnete. Schularten und Standorte würden systematisch kaputt gemacht.

    „Statt der Sicherung wohnortnaher Schulen – angeblich möglich durch Gemeinschaftsschulen – sollen Standorte mit weniger als stabil 40 Schülern pro Klassenstufe geschlossen werden“, erläuterte er.

    Für den Bodenseekreis bedeute das nach der Messlatte von Grün-Rot auf längere Sicht mindestens 40 Schüler pro Klassenstufe. Der Abgeordnete: „Dicht machen müssten dann die Haupt- und Werkrealschule Kressbronn, die Hauptschule Langenargen und die Haupt- und Werkrealschule Meckenbeuren.

    Die Gemeinschaftsschule Meersburg müsste sofort wieder schließen, die Haupt- und Werkrealschulen in Owingen und Sipplingen würden entfallen und auch in Überlingen gäbe es keine Hauptschule mehr“. Ob sich Hauptschulen in Friedrichshafen, Markdorf, Tettnang und Salem halten könnten, sei ungewiss, nachdem die Freigabe der Grundschulempfehlung den Hauptschulen dieser Orte mit an sich großer Bevölkerungszahl oder großem Einzugsbereich sehr zusetze. Nicht zuletzt sei auch die Zukunft des Aufbaugymnasiums Meersburg aus anderen Gründen höchst ungewiss sei, mutmaßte Müller.

    „Grundsätzlich hat Grün-Rot nicht die Gemeinschaftsschule als Ergänzung zum Ziel, sondern als Ersatz für die Realschulen“, bekräftigte Ulrich Müller. Gewollt sei ein maximal zweigliedriges Schulsystem bis hin zur Auflösung der Gymnasien, denn in den Gemeinschaftsschulen sollten vom Haupt- und Realschüler bis zum Gymnasiasten alle gleichzeitig unterrichtet werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Gemeinschaftsschulen fordere, gehe soweit, dass 1000 Schüler pro Schüler die richtige Größenordung sei, um ein vielfältiges Angebot machen zu können. „Das wäre dann Konzentration pur.“

    Nach Müllers Ansicht sind auch die Grundschulen in Gefahr. Sie sollten zwar angeblich von einem Schließungsprogramm ausgenommen werden, doch man müsse bei der gegen den ländlichen Raum gerichteten Position des Vize-Ministerpräsidenten Schmid (SPD) auch um viele Grundschulstandorte fürchten. Auf der Basis der heutigen Zahlen und einer angenommenen Mindestgröße von 30 Schülern müssten Frickingen, Hagnau, Heiligenberg, Oberdorf, Neukirch, Sipplingen und Stetten mit einer Schließung rechnen. „Da kann es nur heißen: Rettet unser Schulwesen und rettet die Realschule“, hob Ulrich Müller hervor.

    (SÜDKURIER, 02. Januar 2013)

  24. Aus dem Kurzbericht zur Gemeinderatssitzung vom 23. Oktober 2013, veröffentlicht auf der Homepage der Gemeinde Sipplingen:

    [...] Nach allgemeinen Bekanntgaben und Wünschen und Anfragen aus den Reihen des Gemeinderates ging es im nächsten Tagesordnungspunkt um die Schule in Sipplingen. Hierzu gab Herr Rektor Randecker einen Überblick über das pädagogische Konzept der Schule, die derzeitige Situation mit Schülerzahlen und Raumbelegung sowie über Zukunftspläne. Dabei wurde auch bekanntgegeben, dass es sich bei der Sipplinger Schule nunmehr um eine reine Grundschule handelt, da Hauptschüler bzw. Werkrealschüler nicht mehr in Sipplingen unterrichtet werden. Die derzeitige Raumbelegung verteilt auf die zwei Schulgebäude soll noch für das laufende Schuljahr beibehalten werden soll. […]

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