Erdrutsch- und Steinschlaggefahr

Das Sipplinger Steilufer mit seinen geologischen Besonderheiten ist landschaftlich reizvoll, birgt allerdings auch Risiken. Wie gehen wir mit diesen um?

21 Gedanken zu „Erdrutsch- und Steinschlaggefahr“

  1. Zwei Steinschläge an einem Tag: Gemeinde evakuiert Haus an der Seestraße

    Von MICHAEL SCHNURR

    Nur wenige Stunden, nachdem ein rund 1,5 Kubikmeter großer Sandsteinbrocken das Dach eines Schuppens an der Seestraße in Sipplingen zertrümmert hatte, hat ein zweiter Steinschlag auch die Mauer des Gebäudes zerstört. Diesmal rollte ein Brocken von 2,5 bis drei Kubikmetern Sandstein gen Tal.

    Das Unglück ereignete sich Donnerstagabend gegen 23 Uhr. Arnold Beirer und seine Frau Edith waren gerade zu Bett gegangen, als sie erneut durch ein großes Poltern hochschreckten. Dann schlug der Stein in den Schuppen ein und zerstörte das Mauerwerk. „In der Nacht haben wir kein Auge mehr zugetan“, erzählt Arnold Beirer. Jedes Mal, wenn ein Lastwagen am Haus vorbeigefahren sei und jedes andere kleinste Geräusch habe sie geweckt. „Und das im eigenen Haus!“

    Am Donnerstagmorgen waren Feuerwehr, Polizei und das Technische Hilfswerk ausgerückt, um den bei dem Felssturz in den frühen Morgenstunden entstandenen Schaden zu begutachten. Bürgermeister Anselm Neher hatte auch sofort das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Regierungspräsidium Freiburg sowie das Landratsamt in Friedrichshafen informiert. „Wir kontrollieren die Geschichte“, meinte Neher, der auch den Kontakt zur einer Waldshuter Fachfirma herstellte. Diese rückte nach dem erneuten Steinschlag an, um das lose Gestein am Steilhang kontrolliert abzutragen.

    Weiterhin akute Steinschlaggefahr an der Seestraße

    Zunächst hätte geklärt werden müssen, ob die Männer der Firma die über dem Steilhang liegenden Gärten betreten durften, erzählte Peter Rambach von der Fachfirma. Währendessen hätten sich erneut ein Felsstück gelöst, so der erboste Arnold Beirer gegenüber dem SÜDKURIER. „Der hat uns dann den Hauseingang zertrümmert und das Dach beschädigt. „Der Bürgermeister hat erklärt, dass er das auf seine Kappe nimmt“, sagte Peter Rambach, und Neher hätte den Männern den Zutritt zu den Gärten erlaubt.

    Die Leute der Waldshuter Firma zogen Freitagmittag ein Fangnetz aus Stahl auf, um das lockere Gestein abzubauen. „Da ist noch eine große Platte, die wir zertrümmern und dann kontrolliert abtragen müssen“, so Peter Rambach. Es handele sich dabei nicht um weiche Molasse, sondern um Einschlüsse von Kiesel, die extrem hart und gefährlich seien. „Da besteht nach wie vor akute Steinschlaggefahr.“

    Vier Bewohner evakuiert

    Aus diesem Grund wurde vier Bewohner des Hauses Seestraße 6 evakuiert. Arnold Beirer berichtete, dass nur noch seine Frau Edith und er im Hause wohnen würden. Die Kinder und Enkel seien bei der Familie untergekommen. „Wir sollen die Zimmer, die zum Hang hin liegen, momentan nicht mehr bewohnen.“
    Nun warten die Bewohner und Fachleute auf die Geologen aus Freiburg, die vorgeben müssen, wie der Hang zukünftig gegen weitere Steinschläge gesichert werden soll.

    (SÜDKURIER, 08. Februar 2013)

  2. Radweg bleibt weiter gesperrt

    Sipplingen – Noch keine exakten Angaben machen kann das Straßenbauamt, wie lange der Radweg an der alten B 31 zwischen Sipplingen und Bodman-Ludwigshafen noch gesperrt sein wird. „Es kann noch zwei, drei Wochen dauern, ist aber abhängig von der Witterung“, teilte Gerhard Hermle auf SÜDKURIER-Anfrage mit.

    Noch seien weitere Arbeiten erforderlich. Wie berichtet, war Ende vergangenen Jahres am Geh- und Radweg im Bereich der großen Stützmauer infolge intensiver Niederschläge ein größerer Erdrutsch erfolgt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Weg dann umgehend voll gesperrt. Die Befestigung und Sanierung der abgerutschten Böschung hatte in der vorigen Woche sogar eine Vollsperrung der B 31 alt für drei Tage notwendig gemacht. Die Straße ist aber mittlerweile wieder befahrbar.

    (SÜDKURIER, 14. Februar 2013)

  3. Hangrutsch droht: Verkehr auf B 31 alt und Bodenseegürtelbahn eingestellt

    Von MARTIN BAUR

    Am Bodensee bei Sipplingen geht nichts mehr: Wegen eines drohenden Hangrutsches wurde am Dienstagnachmittag sämtlicher Verkehr durch den Ort eingestellt und ein Zweifamilienhaus evakuiert.

    Gemeinsam hätten Landratsamt, Gemeindeverwaltung, Feuerwehr und Polizei die nötigen Sofortmaßnahmen eingeleitet, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Landratsamtes Bodenseekreis. Man stimme sich über das weitere Vorgehen ab.

    Betreffendes Gebiet und Verkehr komplett gesperrt

    Am Nachmittag sei das betreffende Gebiet, in dem der Hangrutsch drohe, im Bereich der Seestraße 4 und 6 gesperrt worden. Der Verkehr wurde sowohl auf der Bundesstraße 31 alt als auch auf der Bodenseegürtelbahn komplett eingestellt. Parallel habe man die Evakuierung eines Zweifamilienhauses veranlasst. Auf der Bodenseegürtelbahn fließt der Bahnverkehr von Singen und Radolfzell aus über Ludwigshafen nach Überlingen und weiter nach Friedrichshafen.
    Nach Einschätzung von Experten des geologischen Landesamtes in Freiburg drohen rund 3000 Tonnen Erdmaterial auf etwa 50 Metern Länge vom oberhalb des Gebäudes liegenden Hang abzurutschen. Ein Riss von einem Meter Breite deute darauf hin, dass die Erdmassen bereits in beträchtlicher Weise in Bewegung geraten sind, heißt es weiter aus dem Landratsamt in Friedrichshafen.

    Haus droht auf Straße zu stürzen – Bewohner evakuiert

    Das Haus werde laut der Einschätzung eines Statikers bei weiteren Rutschungen dem Druck dieser Materialmassen nicht standhalten und schlimmstenfalls auf die Straße stürzen. Die vier Bewohner des Hauses seien von den Behörden evakuiert worden. Laut Landratsamt seien sie privat untergekommen. Der Straßenverkehr werde weiträumig umgeleitet. Die Bahn richte einen Schienenersatzverkehr ein. Ob und wie Hang und Gebäude gesichert werden könnten, müssten weitere Untersuchungen in den nächsten Tagen klären.

    In dem betroffenen Gebiet waren erst vor gut drei Wochen binnen weniger Stunden zwei Erdrutsche niedergegangen. Der erste Steinschlag schreckte die Bewohner der Häuser in der Seestraße in der Nacht zum Schmotzigen Dunschdig, 7. Februar, auf. Rund 1,5 Tonnen Gestein zerschlugen damals das Dach eines Schuppens.

    Am Abend desselben Tages lösten sich nochmals rund drei Kubikmeter des Sandsteinfelsens oberhalb der Bebauung, die von B 31 alt und den Gleisen der Bodenseegürtelbahn vom Seeufer getrennt werden. Nachdem eine Steinplatte den Hauseingang Seestraße 6 zerstört hatte, wurde das Gebäude teilweise evakuiert. Fachleute hatten damals stählerne Fangnetze gespannt, um weitere Felsabgänge zu verhindern. Die in der Folge laufenden Untersuchungen durch das Geologische Landesamt führten nun offensichtlich zu den aktuellen Erkenntissen, dass ein großer Erdrutsch drohe.

    (SÜDKURIER, 06. März 2013)

  4. Krisengespräch am Nachmittag – 3.000 Tonnen Erdmaterial könnten abrutschen

    Von HANSPETER WALTER

    In Sipplingen bleiben die Steilhänge in Bewegung. Am Dienstagabend sahen Geologen aus Freiburg das Risiko eines größeren Hangrutsches und veranlassten die Sperrung von Durchgangsstraße und Bahnlinie. Vier Personen mussten ihr Wohnhaus Seestraße 4 aus Sicherheitsgründen verlassen.

    Das schöne Dorf am See kommt nicht zur Ruhe. Besser gesagt: Die steilen Felsabbrüche mit der eiszeitlichen Süßwassermolasse geraten immer häufiger in Bewegung und ins Rutschen. Schon an Weihnachten war der Fahrradweg in Mitleidenschaft gezogen worden und ist bis heute gesperrt. Vor wenigen Wochen demolierte ein riesiger Felsbrocken eine Garage neben einem Wohnhaus.

    Bereich bis zum See hermetisch abgeriegelt

    „Gefahr im Verzug“ ist nach ersten Aussagen von Geologen auch am Hang über dem Gebäude Seestraße 4. Nach Untersuchungen vor Ort waren noch am Dienstagabend die vier Bewohner des Hauses evakuiert worden, zwischen 19 und 20 Uhr wurde die Ortsdurchfahrt der B 31 alt am Ortseingang auf gut hundert Metern Länge gesperrt; ab 20.47 Uhr war auch die Bahnstrecke dicht. Derzeit pendeln Bahnangaben zufolge vier Busse zwischen der Überlinger Therme und Ludwigshafen. Das wegen dem drohenden Erdrutsch gesperrte Bahn-Teilstück zwischen Überlingen und Ludwigshafen bleibt wohl noch mehrere Tage unbefahren.

    Der betroffene Bereich unter dem kritischen Steilhang ist inzwischen bis zum See hin hermetisch abgeriegelt. Am Mittwochnachmittag kommen die Freiburger Geologen, der Sipplinger Bürgermeister Anselm Neher, das Landratsamt und die zuständigen Behörden zu einem Krisengespräch zusammen und beraten über die notwendigen weiteren Maßnahmen.

    Anwohner macht Bürgermeister auf kippenden Baum aufmerksam

    Vor einigen Tagen war Anwohner Reinhard Biller aufmerksam geworden, nachdem ein Baum unweit seines Wohnhauses seine Orientierung merklich verändert hatte und der Stamm ein Stück weit gekippt zu sein schien. Darüber informierte er Bürgermeister Anselm Neher, der inzwischen schon stark sensibilisiert ist hinsichtlich des Gefahrenpotenzials und daraufhin wieder die Experten beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg verständigte.

    Am Dienstag nahmen sie nun den Hang unter die Lupe und waren besorgt. „Sie sahen ‚Gefahr im Verzug’“, sagt Bürgermeister Neher, „und veranlassten über die zuständigen Behörden eine Sperrung von Straße und Bahnlinie sowie die Evakuierung der vier Bewohner.“

    3000 Tonnen Erdmaterial könnten abrutschen

    Nach Einschätzung von Experten des geologischen Landesamtes in Freiburg drohen rund 3000 Tonnen Erdmaterial auf etwa 50 Metern Länge vom oberhalb des Gebäudes liegenden Hanges abzurutschen. Ein ein Meter breiter Riss deute darauf hin, dass die Erdmassen bereits in beträchtlicher Weise in Bewegung geraten sind. Das Haus, das schon Risse zeigte, wird laut der Einschätzung eines Statikers bei weiteren Rutschungen dem Druck dieser Materialmassen nicht standhalten und schlimmstenfalls auf die Straße stürzen.

    Die Sperrung und die Umleitungen sind großräumig in Überlingen und Ludwigshafen ausgeschildert, dennoch „verhakten“ sich am Vormittag immer wieder große Lastzüge in dem engen Ortskern oder mussten teilweise vor der Absperrung wieder wenden.

    (SÜDKURIER, 06. März 2013)

  5. Wie bewahrt man ein Haus vor dem Untergang?

    In einem Wohnhaus in Sipplingen (Bodenseekreis) zeigen sich Risse, der Putz bröckelt – das Gebäude droht durch einen ins Rutschen geratenen Hang mitgerissen zu werden. Experten beraten heute, ob der Hang abgesichert werden kann und wie das mehr als 100 Jahre alte Haus zu retten ist.

    Die Chancen, das Haus zu erhalten, stehen schlecht

    Die vier Bewohner des Hauses – ein Ehepaar und die Eltern der Frau – sind bei Verwandten untergekommen. Nach Angaben von Experten drohen rund 3.000 Tonnen Erdreich auf einer Länge von etwa 50 Metern abzurutschen.

    „Ein ein Meter breiter Riss deutet darauf hin, dass die Erdmassen bereits in beträchtlicher Weise in Bewegung geraten sind“, sagte ein Sprecher des Landratsamtes gestern. Sollte der Hang weiter in Richtung Tal rutschen, würde das Haus wohl von den Erdmassen zum Einsturz gebracht. Möglicherweise könnte das Gebäude dann auf die Straße stürzen.
    Für die Experten des Geologischen Landesamtes und der Behörden vor Ort steht bereits jetzt fest, dass es nicht einfach werden dürfte, die richtigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Bereits vor einigen Wochen war nur wenige Meter entfernt ein Teil des Hangs abgerutscht und hatte einen Schuppen an einem Wohnhaus mitgerissen. Vor sieben Jahren gab es in der Nähe ebenfalls bereits einen Felssturz.

    Bundesstraße und Bahnlinien gesperrt

    Aus Sicherheitsgründen wurde die Bundesstraße 31 komplett gesperrt. Auch der Bahnverkehr zwischen Überlingen und Ludwigshafen am Bodensee wurde gestoppt. Auf der Bahnstrecke fahren Ersatzbusse. Die Sperrung wird voraussichtlich bis heute Abend dauern.

    Nach Angaben der Polizei in Überlingen hatten Bauarbeiter die Erdbewegungen bemerkt und die Polizei informiert.

    (swr.de, 06. März 2013)

  6. Leben mit dem Berg

    Von EVA-MARIA BAST

    Drohender Erdrutsch mit erheblichen Folgen: Das Haus von Elisabeth Hübl und ihrer Familie in Sipplingen wird evakuiert.

    „Man ist plötzlich heimatlos“, sagt Elisabeth Hübl. Sie musste am Dienstag gemeinsam mit ihrem Mann Erik und ihren Eltern Reinhard und Inge Biller aufgrund des drohenden Erdrutsches ihr Haus in der Sipplinger Seestraße verlassen. Es wurde evakuiert. Die Familie weiß nicht, ob sie das Haus, das jetzt zunächst für mindestens vier Wochen gesperrt ist, je wieder bewohnen kann. Denn wenn die mehr als 3000 Tonnen Erdmaterial, die vom oberhalb des Gebäude liegenden Hangs abzurutschen drohen, nicht aufgehalten werden könnten, würden sie das Haus vermutlich unter sich begraben.

    Elisabeth Hübl lebt schon lang in dem Haus. Und deshalb lebt sie auch schon lang mit dem Berg. Und ebenso lang misstraut sie ihm, ist er ihr unheimlich. „Ich schaue den Berg seit Jahren jeden Tag genau an. Und vor zwei Wochen hatte ich das Gefühl: Der Berg kommt näher“, sagt sie. Dass etwas in der Luft lag, das spürte vor zwei Wochen auch Elisabeth Hübls Katze. „Sie war ganz außer sich und blickte immer wieder zur Decke.“ Als Elisabeth Hübl am nächsten Tag aus dem Fenster sah, entdeckte sie einen mächtigen Baum, der durch eine Abwärtsbewegung des Berges entwurzelt wurde.

    Um ihre Eltern macht sich die Sipplingerin große Sorgen. „Für meinen 84-jährigen Vater ist die Evakuierung ganz hart. Dieses Haus ist sein Lebenswerk.“ Was packt man ein, wenn man sein Haus so schnell verlassen muss? Nicht weiß, ob sich der Berg in der Nacht des Hauses bemächtigen wird? Ob man je wiederkehren kann? „Persönliche Erinnerungsstücke. Fotoalben. Meinen Schmuck. Die Versicherungsordner. Kleider für eine Woche“, zählt Hübl auf. Und am Tag nach der Evakuierung sagt sie, dass sie schreckliches Heimweh hat. „Nicht nach Hause zu dürfen, ist furchtbar.“ Wie es nun weitergeht? Bang wartet Elisabeth Hübl, was die Experten entscheiden. „Ich hoffe es ist etwas, mit dem ich dann auch leben kann.“ Denn sein Zuhause zu verlieren, das sei ein Gefühl, „wie wenn einem der Boden unter den Füßen wegrutscht. Das fühlt sich scheußlich und schrecklich an.“ Elisabeth Hübls Nachbar Arnold Beirer kann davon ein Lied singen. Erst vor drei Wochen ist er wieder in sein Haus eingezogen, nachdem ihm im Februar Felsbrocken ins Haus krachten. Die Treppe zur Dachgeschosswohnung wurde dabei ebenso zerstört wie das Auto seiner Schwiegertochter. Arnold Beirer und seine Familie zogen aus. Nachdem es hieß, es bestehe momentan keine akute Gefahr für sein Grundstück, zog Beirer wieder ein, der Sohn blieb mit seiner Familie noch in einer Ferienwohnung und kehrte erst vor einer Woche zurück. Die Enkelinnen von Arnold Beirer schlafen jetzt aber aus Sicherheitsgründen im Erdgeschoss. Und der hintere Teil des Hauses ist nicht bewohnt, „weil wir Angst haben, dass noch was runterkommt“.

    Beim kleinsten Geräusch schrecke er hoch, sagt Beirer, ruhiger Schlaf sei ein Fremdwort geworden. „Das Haus befindet sich seit sechs Generationen im Besitz unserer Familie.“ Große Sorgen bereitet ihm auch die Frage, wie es weitergeht. Wer bezahlt für den Schaden und wer für die Hangsicherung? Teilweise gehört ihm ja das Grundstück, von dem die Felsbrocken hagelten. Diese Sorge teilt auch sein Nachbar Martin Schirmeister, dem einer der Felsbrocken in die Scheune krachte. Auch er besitzt ein Stück Hang. Generell versucht es Schirmeister mit Gelassenheit. Aber eine unterschwellige Angst, dass weitere Felsbrocken herunterstürzen könnten, ist schon da. Eine Angst, mit der Schirmeister aufgewachsen ist. „Der Berg hing schon immer wie ein Damoklesschwert über uns, es ist mein Elternhaus“, sagt der Mittfünfziger. „Wenn es nicht gerade was Akutes gibt, dann denkt man nicht dran. Aber man hat es immer im Hinterkopf und ist dadurch nie ganz unbeschwert.“

    (SÜDKURIER, 07. März 2013)

  7. Rutschender Hang soll mit Stahldraht gesichert werden

    Ein Wohnhaus in Sipplingen soll vor einem drohenden Hangabrutsch mit einem Stahldrahtgeflecht gesichert werden. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) hat begonnen, die angedachte Sicherung statisch zu vermessen. Der Hang war am Dienstag ins Rutschen geraten und droht, das Haus mitzureißen.

    „Es müssen Nachweise erbracht werden, dass die Sicherungsvariante auch ausreichend ist“, sagte Clemens Ruch vom LGRB in Freiburg. Das Problem: Während der Hang in „langsamer Kriechbewegung“ auf das Haus zu rutsche, kämen die Arbeiter nur schwer an das Gelände heran, so Ruch. Im Moment seien sie dabei, die etwa 950 Quadratmeter zu roden. Die untere Hangfläche soll anschließend mit einem Spezialdraht abgesichert werden. „Da wird auf die labile Fläche ein sehr stabiles Stahldrahtgeflecht aufgelegt, das mit einer Vielzahl an langen Nägeln im standfesten Fels verankert wird.“

    Etwa 1.900 Kubikmeter Erdmasse müssten so gehalten werden, erklärte der Experte weiter. „Wir gehen davon aus, dass wir für diese Sicherungsmaßnahmen bestimmt vier Wochen brauchen werden.“ Solange müsse das Haus evakuiert bleiben, auch die Bundesstraße 31 werde erst nach Abschluss der Arbeiten wieder freigegeben.

    „Ein rein natürlicher Prozess“

    Hangrutsche wie aktuell in Sipplingen seien normale Vorgänge, sagte Ruch. „Das ist ein rein natürlicher Prozess, der nicht etwa durch einen menschlichen Eingriff in den Hang zustande kommt.“ Gerade in den Steiluferbereichen entlang des Bodensees komme es wegen der natürlichen Rückverwitterung immer wieder zu ähnlichen Phänomenen.

    Nach Angaben von Experten drohen rund 3.000 Tonnen Erdreich auf einer Länge von etwa 50 Metern abzurutschen. Die vier Bewohner des Hauses, ein Ehepaar und die Eltern der Frau, sind bei Verwandten untergekommen.

    Bereits vor einigen Wochen war nur wenige Meter entfernt ein Teil des Hangs abgerutscht und hatte einen Schuppen an einem Wohnhaus mitgerissen. Vor sieben Jahren gab es in der Nähe einen Felssturz.

    (swr.de, 09. März 2013)

  8. Sipplinger Hangrutsch beschäftigt Experten

    Von HANSPETER WALTER

    Sipplingen – Die Rodungsarbeiten auf der kritischen Fläche bei Sipplingen sind schon angelaufen, bald folgen Felsanker für Drahtnetze. Geologen grenzen die Sicherungsmaßnahmen an dem rutschenden Hang näher ab, während die Frage nach Übernahme der Kosten weiter offen ist.

    Eine schnelle Sicherung des rutschenden Hangs bei Sipplingen ist dringend geboten. Am 5. März war die Evakuierung eines Wohnhauses und die Sperrung eines ganzen Straßen- und Schienenabschnitts erforderlich gewesen. In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium hat das Landratsamt, das die Maßnahmen koordiniert, noch Ende vergangener Woche die Vorbereitungen zur Hangsicherung eingeleitet. So hat schon am Freitag eine Firma aus Sachsen-Anhalt mit den Rodungsarbeiten auf dem Gelände begonnen. Unterdessen ist der Hangrutsch am Wochenende schon zu einem Ausflugsziel geworden und lockte Menschen in Scharen an.

    „Es waren im Lauf des Sonntags insgesamt sicher 200 bis 300 Leute hier“, sagt Yvonn Beirer, die im angrenzenden Haus Seestraße 6 wohnt. „Es gab Leute, die haben sogar die Absperrungen beiseite gerückt, um näher ran zukommen und Bilder zu machen.“ Hier, wo Anfang Februar ein Felsblock in die Garage gedonnert war, landete am Samstag ein gefällter Baum fast im Haus, nachdem andere Rodungsarbeiter wohl etwas zu eifrig und unkontrolliert zu Werke gegangen waren. „Mein Schwiegervater sah zufällig, wie der Baumstamm auf das Haus zurutschte“, sagt Yvonne Beirer. Das dünne Geäst von Hecken habe ihn glücklicherweise noch gestoppt. „Da hat, glaube ich, jemand nicht ganz aufgepasst“, räumte Bürgermeister Anselm Neher gestern am Telefon ein, nachdem sich der Vorfall herumgesprochen hatte. „Da war aber nicht die Fachfirma verantwortlich“, präzisiert er vorsichtig. Am Montagnachmittag waren noch einmal Geologen auf Freiburg vor Ort, um gemeinsam mit den Fachleuten der ausführenden Schweizer Firma Geobrugg aus Romanshorn die Fläche für die geplanten Sicherungsmaßnahmen exakt festzulegen und die Maße für die Drahtnetze festzulegen. „Es werden auch drei geodätische Punkte gesetzt“, sagt Anselm Neher, „um die Erdbewegungen präzise verfolgen zu können, schon während das Drahtnetz verankert wird.“

    Nicht sicher vorhersehbar ist die Dauer der Arbeiten. „Vier Wochen sind ein sehr ambitioniertes Ziel“, betont Gerhard Hermle vom Landratsamt. So muss das Netz mit mehr als 150 Felsankern nach unten am festen Untergrund fixiert werden. In jedem Einzelfall muss die erforderliche Tiefe sondiert werden. Hermle: „Das können zwischen drei und zehn Metern sein.“

    Noch ganz ungeklärt ist im Prinzip die Zuständigkeit und die Finanzierung der Kosten für die Sicherungsmaßnahmen. Denn die betroffenen Flächen befinden sich allesamt auf privaten Grundstücken. „Keine Ahnung, wie das geregelt wird“, sagt Anselm Neher. Das Landratsamt hat den Eigentümern allerdings schon mal geraten ihre Versicherungen zu prüfen. Bis zu einer juristischen Klärung des Sachverhalts konnte und wollte keiner warten. Der Landkreis und die Straßenbauverwaltung haben ein Interesse daran, die Ortsdurchfahrt möglichst schnell wieder frei geben zu können. Das habe man mit dem Regierungspräsidium abgestimmt, heißt es im Straßenbauamt. „Der Bund finanziert das erst mal vor“, sagt Bürgermeister Neher. Schließlich sei hier „Gefahr im Verzug“. Deshalb ist der Bürgermeister sehr zufrieden, dass in der vergangenen Woche alle Einsatzkräfte zuverlässig eingegriffen hatten. „Jeder wusste, was er zu tun hatte“, betont Neher: „Das hat alles perfekt geklappt.“

    (SÜDKURIER, 13. März 2013)

  9. Drohender Hangrutsch: Angst vor dem Verkehrs-Chaos

    Von EVA-MARIA BAST

    Sipplingen – Die auch von Durchreisenden viel befahrene Seestraße bei Sipplingen bleibt wegen des drohenden Hangrutsches auch über die Osterferien gesperrt. Etliche Autofahrer halten sich zudem nicht an die Umleitung. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen.

    Am Samstag beginnen in Baden-Württemberg die Osterferien, zahlreiche Urlauber wird es an den Bodensee ziehen. Die Gemeinde Sipplingen blickt dem Oster-Reiseverkehr mit Sorge entgegen. Schließlich ist die auch von Durchreisenden viel befahrene Seestraße wegen des drohenden Hangrutsches immer noch gesperrt und die Bewohner des betroffenen Hauses noch immer evakuiert.

    Auch wenn die Umleitung weiträumig ausgeschildert ist, halten sich viele Autofahrer nicht daran und fahren trotzdem ins Dorf. Das gefährdet nicht nur Fußgänger, sondern auch die vielen Radfahrer, die auf dem Bodensee-Radweg fahren und aufgrund der Sperrung nicht mehr am See entlang radeln können, sondern, der Beschilderung folgend, durch das Dorf müssen.

    Lastwagen sorgen immer wieder für Stau im Dorf

    „Gegen manche Autofahrer ist kein Kraut gewachsen“, sagt Bürgermeister Anselm Neher. „Die ignorieren die Schilder und denken sich, dass sie schon irgendwie durchkommen werden.“ Das denken nicht nur Auto-, sondern auch Lastwagenfahrer. Manch einer merkt dann noch rechtzeitig, dass die schmalen Sipplinger Straßen nicht für sein Fahrzeug geeignet sind und wendet mitten auf der Seestraße. „Da gab es schon sehr gefährliche Situationen“, erzählt Neher. Andere fahren die Rathausstraße oder den Prielweg hinauf – teilweise in einem enormen Tempo.

    Immer wieder kommen die Fahrzeuge dann mit dem Begegnungsverkehr nicht klar. An der schmalen Stelle im Bereich Getränke Widenhorn im oberen Teil des Dorfes ist die Straße so schmal, dass schon normale Autos Schwierigkeiten haben, aneinander vorbeizukommen. Immer wieder kommt es deshalb zu Staus, vor allem dann, wenn Lastwagen durchs Dorf fahren.

    Anwohnerin: „Die machen hier alles kaputt“

    „Ich bin schon enttäuscht über die Rücksichtslosigkeit der Autofahrer, die sich nicht an die Umleitung halten“, sagt Neher. „Die Straßen können den Verkehr bei Weitem nicht aufnehmen, die Straßenränder werden beschädigt und ausgefahren.“ Schon jetzt. Schon bevor der Oster-Reiseverkehr an den See rollt. „Wie das Dorf damit fertig werden soll, ist die Frage“, blickt Neher besorgt auf die Anreise. Ebenso unklar ist, wie hoch der Schaden sein wird, der durch die Fahrzeuge, die durch das Dorf fahren, entsteht. „Die machen hier alles kaputt“, klagt eine Anwohnerin, die namentlich aber nicht genannt werden will.

    Apropos Kosten: Unklar ist auch noch, wer die Hangsicherung bezahlt. Derzeit wird auf rund 1400 Quadratmetern ein Traggeflecht aufgebracht und mit 200 riesigen Nägeln am Berg befestigt. „Ich hoffe, dass die privaten Grundstückseigentümer da kostenmäßig rausgehalten werden“, sagt Neher.

    (SÜDKURIER, 21. März 2013)

  10. „Jetzt hört der Spaß wirklich auf“

    Von HOLGER KLEINSTÜCK

    Sipplingen – Gemeinderat Sipplingen sieht Zusammenhang zwischen Schwerlastverkehr und Hangrutsch. Die Gemeinde plant die Einholung eines entsprechenden Gutachtens.

    Wirkt sich der durch die Gemeinde Sipplingen fahrende Schwerlastverkehr derart aus, dass er für den drohenden Hangrutsch mit verantwortlich ist? Dieser Ansicht jedenfalls ist Gemeinderat (FW). „Wir sollten jetzt unter diesem Aspekt dringend fordern, dass der Lkw-Verkehr durch Sipplingen gesperrt wird“, befand er.

    Billers Darstellung zufolge könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sagen, die vom Hangrutsch Bedrohten „haben halt Pech gehabt“. Es gelte, Ursachenforschung zu betreiben. Biller wies darauf hin, dass am Hang „alles unstabil“ sei, drei Erdrutsche in den vergangenen fünf Jahre sprächen eine deutliche Sprache. „Also jetzt hört der Spaß wirklich auf“, so Biller. Man habe Schäden an massiv gemauerten Gebäuden, bei denen man das Ausmaß gar nicht absehen könne. Für ihn sei klar, dass ein instabiler Sandstein im Hang durch die permanente Erschütterung durch Lastwagen auch porös werde und abrutsche. Der FW-Rat bat darum, dass der Gemeinderat eine entsprechende Resolution verabschieden möge, eine Durchfahrt für Laster über 7,5 Tonnen zu unterbinden. Bürgermeister Anselm Neher antwortete, das geologische Landesamt sehe keinerlei derartigen Zusammenhang, es sei vielmehr eine natürliche Bodenerosion, die überall vorkommen könne. Er befürwortete aber das Anliegen Billers. Josef Dichgans (CDU) plädierte dafür, ein unabhängiges Institut für eine Begutachtung zu beauftragen. „Es ist naheliegend, dass da ein Zusammenhang besteht. Uns allein wird man das allerdings nicht glauben.“ Das Thema soll jetzt weiterverfolgt werden: Entsprechende Angebote für ein Gutachten sollen eingeholt werden, bevor die Angelegenheit zeitnah wieder auf die Tagesordnung kommen soll.

    Wann die gesperrte Seestraße für den Straßenverkehr wieder geöffnet werden kann, vermochte Neher nicht zu sagen. „Es ist eine schwierige Sache, dies vorauszusagen. Es hängt einzig und allein von der Einschätzung des geologischen Landesamtes ab.“ Es könne sich sogar noch länger hinziehen als ursprünglich gedacht. Nicht nur 900 Quadratmeter Fläche seien gefährdet abzurutschen, sondern mittlerweile rund 1400 Quadratmeter. „Es müssen über 200 Stahlnägel zwischen drei bis zehn Meter Länge in den Hang eingebracht werden – ein Riesenaufwand“, so der Bürgermeister. Aufgrund der sogenannten Tapetenrutschung sei die Bundesstraße weiter gefährdet. Das gelte weniger für die Bundesbahn, deren Langsamfahrt vor Ort werde aber aufrechterhalten. Warum der Straßenverkehr nicht einspurig an dem Gefahrenort vorbeifahren könnte, wie öfters verlautbart, erklärte Neher dem SÜDKURIER. Bei einem Hangrutsch würde das Geröll jäh auf der Straße landen – wie Anfang 2006. Das zwischen Gleisen und Straße vorhandene Geländer könne Material abhalten, was man seinerzeit auch habe sehen können. Zudem sitze der Lokführer erhöht und könne besser als Autofahrer reagieren und sei im Zug besser geschützt als Autofahrer.

    (SÜDKURIER, 23. März 2013)

  11. Der Berg ist erneut in Bewegung

    Von HANSPETER WALTER

    Sipplingen – Drohender Erdrutsch wieder an der ersten Stelle legt Bahnstrecke zwischen Ludwigshafen und Überlingen lahm und erfordert Ausdehnung der Sperrung der alten Bundesstraße 31.

    Der Berg in Sipplingen kommt nicht zur Ruhe. Während an einer Stelle die Arbeiten zur Sicherung des Molassefelsens noch auf Hochtouren laufen und ein Ende noch nicht abzusehen ist, setzten sich 100 Meter ortseinwärts wieder Gesteinsmassen in der steilen Felswand in Bewegung.
    Über den Wohngebäuden Seestraße 6 und 8, wo Anfang Februar Felsbrocken heruntergedonnert waren und unter anderem das Garagendach zerstört hatten, rumorte wieder. „Ich war im Haus und habe gegen 12.30 Uhr Geräusche gehört“, sagt Arnold Beirer, der mit seiner Familie, Kindern und Enkeln in dem am meisten gefährdeten Gebäude wohnt.

    Zehn Tonnen schwerer Brocken lauert

    Zwar war nur kleinerer Schutt bis nach unten herunter gebröselt, aber oben in einem provisorischen Schutzzaun, der im Februar erstellt worden war, lauerte ein wohl zehn Tonnen schwerer Brocken. Beirer verständigte die Polizei. Nicht nur die Polizeistreife aus Überlingen rückte sofort an, auch die für die Sicherung der Bahnlinie zuständige Bundespolizei aus Singen und Vertreter der Bahn. Sofort veranlassten sie die erneute Sperrung der Bahnlinie zwischen Ludwigshafen und Überlingen, stattdessen wurde ab Ludwigshafen ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingesetzt.
    „Das macht uns langsam schon große Sorgen“, sagt Bürgermeister Anselm Neher, der sich gerade auf den Weg zu einem Familienbesuch machen wollte und schnell an den Ort des Geschehens geeilt war. Dort hatte die Feuerwehr die Absperrung der alten Bundesstraße 31 um gut 100 Meter verlegt, um auch die zweite kritische Stelle abzusichern.

    Bahnstrecke erneut gesperrt

    Ein Vertreter des Geologischen Landesamtes beim Regierungspräsidium Freiburg ist eingetroffen, um die Situation mit dem Expertenblick in Augenschein zu nehmen. Zusammen mit Mitgliedern der Feuerwehr stieg der Geologe in den Hang ein. „Mit Stahlseilen wurde der betroffene Hangbereich gesichert“, erklärte Neher, nachdem noch ein kleinerer Felsbrocken in die Tiefe gestürzt war.

    Nach dem letzten Erdrutsch weiter ortsauswärts über dem Gebäude Seestraße 4 hatten sich die ganzen Aktivitäten darauf konzentriert. Dort werden zur Zeit Felsnägel eingebracht, an denen ein Schutznetz fixiert werden soll. Doch ist dies mit größeren Schwierigkeiten verbunden als erwartet, da sie nicht immer die nötige Zugfestigkeit haben. Am Dienstag ist ein Gespräch mit Vertretern des Regierungspräsidiums und des Landratsamtes sowie den betroffenen Grundstückseigentümern angesetzt, um die Lage zu besprechen.

    (SÜDKURIER, 22. April 2013)

  12. Gutachten soll Klarheit bringen

    Von HANSPETER WALTER

    Sipplingen – Hangrutsch in Sipplingen: Anwohner der Seestraße sammeln Unterschriften.

    Noch immer ist es nicht absehbar, wie lange die Arbeiten zur Sicherung des Hangs über der Sipplinger Seestraße und damit die Sperrung der alten Bundesstraße 31 in der Ortsdurchfahrt dauern werden. „Man kann nur sagen: noch Wochen“, resümiert Bürgermeister Anselm Neher das gestrige Abstimmungsgespräch mit den beteiligten Behördern und den Grundstückseigentümern. Inzwischen seien etwa 100 der vorgesehenen 200 Stahlnägel eingebracht und er „hoffe, dass das so weiter geht“. Doch dann sei das Problem an der ersten kritischen Stelle, die im Februar und am Sonntag zur Gefahr werden drohte, immer noch nicht behoben. „Es ist schon schwierig, die Firmen zu bekommen“, sagt der Sipplinger Bürgermeister: „Die sind ja alle ausgebucht.“ Unterdessen soll auch die Ursachenforschung gezielt weiter gehen. Schon seit Wochen sucht die Gemeinde einen kompetenten Fachingenieur, der ein Gutachten dazu erstellen könnte. Die Frage ist für Anwohner, Verwaltung und Gemeinderat, ob der Schwerlastverkehr und die zwischenzeitlich einmal sehr große Zahl an Güterzügen möglicherweise für die Erdrutsche mit verantwortlich sein könnten. Vor zwei Wochen habe es nun ein erstes Gespräch mit einem Experten an Ort und Stelle gegeben, erklärte Anselm Neher: „Doch man kann ja die Schwingungen erst untersuchen, wenn die Straße wieder befahren wird.“ Diesem Anliegen, die Ursachen zu klären, Nachdruck verleihen wollen die Anwohner der Seestraße nun mit einer Unterschriftensammlung, die in diesen Tagen anläuft.

    (SÜDKURIER, 24. April 2013)

  13. Der Hang geht ja auch unter Wasser weiter, der Überlinger See hat ja eine Tiefe von über 160 m, das Wasser bietet zwar auch einen gewissen Gegendruck aber die Erschütterungen durch die LKW’s breiten sich in alle Richtungen aus, wird eigentlich auch beobachtet was da abrutscht…, denkt da überhaupt jemand dran…?

  14. Gefahr am Steilhang: Erneut löst sich ein Felsbrocken

    Sipplingen – Erneut hat sich am Mittwoch ein Felsbrocken oberhalb der Seestraße in Sipplingen gelöst. Ein zentnerschweres Ungetüm aus Stein schwebt über Haus Nummer 6. Die Familie musste bereits zum dritten Mal in diesem Jahr evakuiert werden.

    Die Nerven der Anwohner der Seestraße in Sipplingen liegen blank, nachdem sich Mittwochmorgen um zehn Uhr ein mehr als mannsgroßer Felsbrocken von mehreren Zentnern Gewicht über dem Haus Nummer 6 gelöst hat. Nur ein soeben gespanntes Stahlnetz verhinderte, dass der Fels auf das Haus niederging.

    Der Brocken hatte sich vermutlich gelöst, als die Baufirma begann, Erdnägel in diesen Teil des Hangs zu treiben. So zumindest beschreibt Anwohner Arnold Beirer das Unglück. Er wurde nun zum dritten Mal gemeinsam mit seiner Frau aus seinem Haus evakuiert.

    Hang bereits seit Februar in Bewegung

    Seit Februar, als der Hang zum ersten Mal in diesem Jahr in Bewegung geriet, drohen Gesteinmassen drei Häuser an der Seestraße unter sich zu begraben. Seither bemühen sich Fachfirmen, den Hang, der im Naturschutzgebiet liegt, zu sichern. Seit dem zweiten Erdrutsch ist die B 31 alt für Autos, Fußgänger und Radfahrer bis auf weiteres gesperrt.

    (SÜDKURIER, 08. Mai 2013)

  15. Felsbrocken rollt auf Haus zu

    Von MICHAEL SCHNURR

    Sipplingen – Nach weiterem Erdrutsch an Sipplinger Seestraße kosten Sicherungsarbeiten vermutlich knappe halbe Million Euro.

    Die Nerven der Anwohner an der Seestraße in Sipplingen liegen blank. Mittwochmorgen löste sich ein weiteres Mal ein mehr als mannsgroßer Felsbrocken von mehreren Zentnern Gewicht und rollte auf das Haus Nummer 6 zu. Nur ein soeben gespanntes Stahlnetz verhinderte, dass der Fels auf das Haus niederging. Das Gestein hatte sich gelöst, als Arbeiter Erdnägel in den Hang trieben, um den lockeren Fels zu sichern. „Der Brocken war uns schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge“, berichtete Heinz-Martin Möbus vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg. Er stamme genau aus der Region des Hangs, die schon bei den beiden vorangegangenen Erdrutschen die Probleme bereitet hätte. Beim Versuch, den Felsbrocken zu fixieren, habe der sich gelöst. Nun sei er zunächst gesichert worden, bevor er möglichst bald abgetragen würde.

    „Was machen Sie denn hier? Kehren Sie sofort um, das ist hier lebensgefährlich!“ Anwohnerin Edith Beirer nimmt kein Blatt vor den Mund, als zwei muntere Senioren auf der gesperrten Bundesstraße aus Richtung Überlingen auf die Gefahrenstelle zurollen. Sie schimpft auch weiter, als die Radlerin versucht, sie zu besänftigen. Die Beirers haben soeben zum dritten Mal erfahren, dass sie zum dritten Mal aus ihrem Haus evakuiert werden. „Hier passiert gar nichts!“ beklagt sich Arnold Beirer. Beim Haus Nummer 4 sei Gefahr im Verzug gewesen, habe man begründet, dass die Arbeiten oberhalb seines Hauses nicht fortgeführt worden seien. „Nun müssen wir erneut raus.“

    Während er schimpft, fahren zwei Funcars mit vier jungen Männern darin vor. Sie haben die Sperrschilder missachtet. Ebenso wie ein Lastzug, der wenig später vor dem Haus Nummer 4 steht. Jemand hat die Absperrung über die Straße teilweise zur Seite geräumt. Der Lastwagenfahrer sucht nun verzweifelt einen Weg, zu wenden. Auch ihm und den Autofahrern wird von den Beirers deutlich gemacht, sie sollten schnell verschwinden.

    Die Prognose von Bürgermeister Anselm Neher, dass die Sperrung womöglich bis Pfingsten aufgehoben würde, nennt Heinz-Martin Möbus „sehr ambitioniert“. Ähnlich äußert sich Landratsamt-Sprecher Robert Schwarz: „Pfingsten war einmal Zielhorizont.“ Aber man habe es mit der Natur zu tun, so seien Prognosen nicht möglich.

    Wer die Sicherungsarbeiten letztlich bezahlen wird, steht gegenwärtig nicht fest. Schwarz: „Das sind auch Versicherungen mit im Spiel. Wenn das tatsächliche Ausmaß der Kosten bekannt ist, müssen wir sehen, wie wir das auf die einzelnen Schultern verteilen.“ Das bedeutet auf die sogenannten Straßenbaulastträger, also Bund, Gemeinde und Privatleute. Laut Geobrugg, der Firma, die Netze und Erdnägel liefert, muss pro Quadratmeter zu sichernder Fläche mit rund 120 Euro gerechnet werden. Robert Schwarz summiert diesen Betrag für das Haus Nummer 4 auf rund 360 000 Euro. Für die Häuser 6 und 8 müsse erst alles neu berechnet werden. Das kann aber auch im sechsstelligen Bereich liegen, erklärt er.

    (SÜDKURIER, 10. Mai 2013)

    1. Zeichen setzen

      Von MICHAEL SCHNURR

      Überlingen – Der Hangrutsch in Sipplingen fordert eine klare Stellungnahme der Behörden, wer die Zeche wird zahlen müssen.

      Warten kann fürchterlich sein. Die Unsicherheit, was werden wird, wirkt auf die Dauer zermürbend. Menschen befinden sich dadurch im Dauerstress. So muss es gegenwärtig den Bewohnern der Häuser 4 bis 8 an der Seestraße in Sipplingen gehen. Seit Februar und März leben sie nicht nur in der Ungewissheit, wann sie wieder ungestört in ihren Häusern wohnen können, bedrückend für sie ist auch die Frage: Wer wird das alles bezahlen? Schätzungen des Landratsamtes gehen von bis zu einer halben Million Euro Kosten aus. Das ist eine Summe, die – schlaflose Nächste bereiten kann. Verständlich ist, dass gegenwärtig noch keine exakten Zahlen vorliegen können, ebenso – wenn auch bitter – ist die Tatsache, dass bei dem Ausmaß der Hangrutsche sich niemand festlegen lassen will, wann die Menschen wieder gefahrlos in ihre Häuser zurückkehren können. Auch wenn dies schwer fällt, die Hausbewohner müssen diese Last ertragen. Fragwürdig allerdings ist, dass sich die Behörden nicht festlegen wollen, wer die Zeche zu welchem Anteil zahlen wird. Auch wenn diese Frage noch mit Versicherungen auszuhandeln ist, wäre es möglich, den sowieso schon stark unter Druck stehenden Hausbewohnern die Hand zu reichen. Bürgermeister Anselm Neher hat dies versucht. Er spricht davon, dass es auch ein öffentliches Interesse an der Reparatur des Hanges gibt. Andere Stellen halten sich da bislang bedeckt. Ein klares Zeichen könnte den Menschen zumindest eine Last nehmen.

      (SÜDKURIER, 10. Mai 2013)

  16. Für Tempo 30 und gegen Lkws ab 7,5 Tonnen

    Sipplingen – Gemeinderat Sipplingen verabschiedet Resolution in Bezug auf den Schwerlastverkehr auf der Bundesstraße 31 alt und der Bahnlinie. Man vermutet einen ursächlichen Zusammenhang mit den Hangrutschungen und den Felsabgängen.

    In Zusammenhang mit den Hangrutschungen hat der Gemeinderat Sipplingen eine Resolution verabschiedet, die an das Regierungspräsidium Tübingen, an das Landratsamt Bodenseekreis und die Bundesbahn verschickt werden soll. Das Ratsgremium fordert von diesen Stellen als Sofortmaßnahme die Sperrung der Bundesstraße 31 alt – Ortsdurchfahrt Sipplingen – für Lastwagen ab 7,5 Tonnen. Ausnahmen sollen nur mit Sondergenehmigungen für den Laster-Lieferverkehr gelten. Des Weiteren haben sich die Bürgervertreter für eine durchgehende Geschwindigkeitsbeschränkung in der gesamten Ortsdurchfahrt auf Tempo 30 ausgesprochen. Zudem fordert das Gremium, auf Durchfahrten von schwerlastigen Güterzügen auf der Bahnstrecke Radolfzell – Friedrichshafen verzichten.
    Der Gemeinderat begründet die Resolution damit, dass der „unerträglich“ gewordene Schwerlastverkehr auf der Ortsdurchfahrt und auf der Bahnlinie zu deutlichen Erschütterungen führe, die entlang der Seestraße Gebäudeschäden zur Folge hätten. Die Erschütterungen seien so stark, dass sie sich in das nördliche Hanggelände fortsetzten. Aus diesem Grund träten Hangrutschungen seit 2006 immer wieder im erheblichen Umfang auf. Weiter wird begründet, dass die Rutschungen im Februar und März dieses Jahres mit wochenlanger Sperrung der B 31 alt und der Evakuierung von Gebäuden eindeutig auf das Gefahrenpotential hinwiesen. Die Erschütterungen seien so erheblich, „dass ein ursächlicher Zusammenhang mit den Hangrutschungen und den Felsabgängen gesehen werden muss“, heißt es in der Begründung. Der Gemeinderat forderte die Verwaltung auf, weitere Gutachter als den bisherigen anzufordern, um Angebote für entsprechende Messungen in den Gebäuden und am Hang vorzunehmen. (hk)

    (SÜDKURIER, 10. Mai 2013)

  17. Nach erneutem Hangrutsch in Sipplingen ist B 31 alt wieder gesperrt

    von MICHAEL SCHURR

    Sipplingen – Bahnverkehr auf der Bodensee-Gürtelbahn bleibt vorerst bestehen. Experten sind besorgt, nachdem sich die Ermassen doch stärker bewegen als anfangs gedacht. Familien Beirer wird zum dritten Mal evakuiert.

    Der Hang an der Bundesstraße 31 alt in Sipplingen ist erneut ins Rutschen geraten und die Familien Beirer müssen zum dritten Mal innerhalb von vier Monaten ihre Siebensachen packen. Das war den Betroffenen schon in den Mittagsstunden klar. Doch zuerst verzichtete der aus Stuttgart angereiste Geologe Eckart Bauer vom Geologischen Landesamt in Freiburg vorläufig auf eine sofortige Sperrung der Bundesstraße und gab auch für die Bundesbahn zunächst Entwarnung.

    Der Hang wurde aber permanent von Feuerwehr und Polizei beobachtet. Bauer: „Wenn diese Erdmassen komplett abrutschen, räumen sie das gesamte Haus ab und schieben Steine und Geröll bis auf die Schienentrasse.“

    Kosten werden wohl an die 500.000 Euro heranreichen

    Derzeit geht der Bund in Vorlage, doch seien die Anwohner und Grundstückseigentümer angeschrieben und um Prüfung ihrer Elementarschadensversicherungen gebeten worden. An den Kosten, die am Ende wohl an die 500 000 Euro heranreichen können, sollen sie ebenso beteiligt werden wie die Gemeinde, die beim Radweg westlich des Dorfes besonders betroffen ist.

    Dort werden am kommenden Dienstag die Arbeiten wieder aufgenommen, wie Gerhard Hermle sagte. Mit Baggern soll das Gelände geräumt werden, um den Geologen eine fundierte Diagnose zu ermöglichen. „Dann müssen die Gutachter Sanierungsvorschläge machen.“

    Erdmassen bewegen sich stärker als prognostiziert

    Um 19.22 Uhr dann kam die schlechte Nachricht aus dem Landratsamt. Die B 31 alt muss doch gesperrt werden. Die Erdmassen hätten sich in den Nachmittag- und Abendstunden um mehrere Zentimeter und damit stärker als prognostiziert bewegt, verlautete aus Friedrichshafen.

    Das weitere Offenhalten von Straße und Fußweg erscheine den Experten des Landesamtes für Geologie und Bergbau nunmehr zu riskant, die am Nachmittag gewählten Sicherungsmaßnahmen mit gefüllten Containern als nicht ausreichend. Der Bahnverkehr auf der Bodensee-Gürtelbahn bleibe aber vorerst bestehen.

    „Ich nehme das mittlerweile ganz gelassen.“ In ihr Schicksal ergeben kommentierte Edith Beirer, die mit ihrem Mann Arnold und der Familie eines ihrer Kinder nun wieder die eigenen vier Wände auf unbestimmte Zeit verlassen muss, das Großaufgebot von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Bundesbahn, Polizei, Straßenverkehrsamt Überlingen und Gemeinde Sipplingen vor ihrer Haustür. Ihr Mann Arnold allerdings konnte sich die bissige Bemerkung nicht verkneifen: „Wenn das Landratsamt in Friedrichshafen damals sofort reagiert hätte, wäre uns Vieles von dem hier erspart geblieben.“

    Großer Riss im Erdreich

    Damals, Anfang Februar hatte sich oberhalb seines Hauses das erste Mal ein Gesteinsbrocken vom Hang gelöst und war in das Schuppendach gekracht. Was zunächst wie als Steinschlag aussah, entpuppte sich letztlich als formidabler Hangrutsch. Weil wenig weiter westlich an der Straße ein wesentlich größeres Erdbrett drohte abzurutschen, verlagerten die Hilfskräfte ihre Arbeitseinsätze zunächst dorthin. Nach Arnold Beirers Ansicht, haben die Fachleute die Bedrohung seines und des Nachbarhauses damals unterschätzt.

    Gestern versammelten sich oberhalb der bedrohten Häuser die Rettungskräfte. Auch Bürgermeister Anselm Neher war sofort zum Hang geeilt. Dort hatte sich ein ballongroßer Gesteinbrocken im provisorischen Fangnetz gefangen. Was aber bedeutender war: Auf mehr als 50 Meter Breite hat sich am Hang ein Riss im Erdreich gebildet. Dieser Riss ist nun markiert und wird von den Einsatzkräften mit Argusaugen bewacht. Das mündete in die erneuten Sperrung der Bundesstraße.
    Geologe Eckart Bauer plädierte vor Ort dafür, die Erdmassen über die gesamte Breite abzutragen und den Hang ebenso wie über dem Haus Nummer 4 gerade geschehen, mit einem Stahlnetz und Erdnägeln zu sichern.

    Die Gemeinde Sipplingen hat es allerdings nicht nur mit diesem Hangrutsch zu tun. Schon im Herbst hatte sich an der Bundesstraße in Richtung Ludwigshafen-Bodmann die Erde bewegt. Der Fahrradweg war für Monate gesperrt. Seit gestern erneut, denn auch hier rutschte wieder der Hang. Viele Passanten ignorierten allerdings am Sonntag die Absperrung. Interessiert zum Hang schauend nutzten sie den Weg weiter trotz der Vollsperrung. Wo hätten sie allerdings auch laufen und fahren sollen? Neben ihnen rauschte der Straßenverkehr auf einer von Autos dicht frequentierten Bundesstraße.

    (SÜDKURIER, 02. Juni 2013)

  18. Nach dem Erdrutsch wird von Hand Boden abgetragen

    von HANSPETER WALTER

    Sipplingen – Nach dem Erdrutsch in Sipplingen wird von Hand Wanne für Wanne Boden abgetragen und abtransportiert. Die ersten Sicherungsmaßnahmen haben dem Starkregen standgehalten, heute entscheiden Geologen über die Öffnung der Seestraße.

    Schon seit Montagmorgen um 6.30 Uhr sind die Arbeiter der Firma Simon im Steilhang bei Sipplingen aktiv und versuchen, das teilweise weggespülte oder zumindest in Bewegung geratene Erdreich über den Gebäuden Seestraße 6 und 8 abzutragen. „Das Hauptproblem ist, dass man hier nur händisch arbeiten kann“, sagt Gerhard Hermle, stellvertretender Straßenbauamtsleiter im Landratsamt, „das kostet einfach sehr viel Zeit.“ Den Einsatz eines Baggers habe die Firma aus Sicherheitsgründen abgelehnt. So musste oben am Hang zwei Tage lang Wanne für Wanne gefüllt und das Material mit dem riesigen Kran hinunter auf die Straße geschafft werden.

    Gestern nun setzte die Firma erstmals ganz vorsichtig Minibagger ein, um auch noch einige Baumstümpfe entfernen zu können. „Insgesamt ist die Menge des Materials weit weniger als an der ersten Stelle“, betont Gerhard Hermle. Am Spätnachmittag machte sich der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne) im Beisein von Sipplingens Bürgermeister Anselm Neher ein Bild von der Situation. Hahn wollte die Belastungen durch die erneute Sperrung in Augenschein nehmen, sich nach der Kostenübernahme und einer möglichen Unterstützung durch das Land erkundigen.

    Kosten werden wohl an die 500.000 Euro heranreichen

    Derzeit geht der Bund in Vorlage, doch seien die Anwohner und Grundstückseigentümer angeschrieben und um Prüfung ihrer Elementarschadensversicherungen gebeten worden. An den Kosten, die am Ende wohl an die 500 000 Euro heranreichen können, sollen sie ebenso beteiligt werden wie die Gemeinde, die beim Radweg westlich des Dorfes besonders betroffen ist.

    Dort werden am kommenden Dienstag die Arbeiten wieder aufgenommen, wie Gerhard Hermle sagte. Mit Baggern soll das Gelände geräumt werden, um den Geologen eine fundierte Diagnose zu ermöglichen. „Dann müssen die Gutachter Sanierungsvorschläge machen.“

    Über Öffnung der Seestraße wird heute entschieden

    Eine aktuelle Aussage der Geologen war gestern nicht zu bekommen. Die haben derzeit mit noch weit dramatischen Situation an verschiedenen Stellen des Albtraufs zu kämpfen und sind im ganzen Land unterwegs. Am heutigen Donnerstag wird es im Lauf des Tages wieder ein Treffen und ein Austausch der Freiburger mit Vertretern des Landratsamts geben. Bis dahin soll die Situation zumindest soweit gediehen sein, dass über eine Freigabe der Straße entschieden werden kann.

    Dass die Bahn am Dienstagabend die Gleisstrecke wieder gesperrt hat, geht nicht auf eine Vorgabe der Geologen zurück. Sie hätten einen Langsamfahrbereich für ausreichend gehalten. „Ich habe das der Bahn auch schriftlich gegeben“, sagt Fachbereichsleiter Clemens Ruch vom Regierungspräsidium Freiburg: „Doch die wollten sperren. Da steckt man nicht drin.“ Ruch bestätigt auch das positive Ergebnis des ersten Netzes. „Das war erfolgreich.“ Mit der gleichen Technik solle dann auch der zweite Abschnitt stabilisiert werden.

    „Wir mussten die Maßnahmen einfach priorisieren“, betont Gerhard Hermle mit Blick auf kritische Bemerkungen der Anwohner zur Reihenfolge der Einsätze. Man habe dort die Arbeiten beschleunigt, wo das größte Gefährdungspotenzial bestanden habe. Und dies sei zuletzt über dem Gebäuden Seestraße 4 gewesen. Größte Sorge war, dass das Haus „kollabieren“ und auf die Straße stürzen könnte. Positiv ist für Hermle, dass der Erfolg dort gesichert scheint. Fünf Messpunkte, die in unmittelbarer Nähe des Hauses im Fels gesetzt wurden, seien inzwischen stabil. „Sie werden vom Vermessungsamt wöchentlich kontrolliert.“

    Deshalb habe man ab Mittwoch vor Fronleichnam die Straße auch wieder freigegeben. Was nur fünf Tage hielt. Während der Hang über dem Gebäude Seestraße 4 dem massiven Starkregen getrotzt habe, wurden die Probleme nebenan durch das Unwetter wieder virulenter. Der „worst case“, dass ein Gebäude im Bereich weggedrückt werden könnte, wurde nun für die Seestraße 6 und 8 in Erwägung gezogen, als am Sonntagabend die Straßensperrung wieder erlassen die wurde.

    (SÜDKURIER, 06. Juni 2013)

  19. Ausgabe 2013, Nr. 51/52:

    Kurzbericht zur Gemeinderatssitzung vom 11.12.2013

    […] Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um den Hangrutsch im Bereich der Seestraße und der Aufteilung der entstandenen Kosten in Höhe von rd. 590.000,– EUR, die zur Hälfte von den betroffenen privaten Grundstückseigentümern und zur Hälfte von den Straßenbaulastträgern getragen werden sollen, wobei hier auf die Gemeinde ein Kostenanteil von 9,26 % bzw. 54.795,20 EUR entfällt. Das Gremium stimmte der vorgeschlagenen Kostenaufteilung grundsätzlich zu, allerdings soll zuvor eine zusätzliche Kostenbeteiligung der Bahn geprüft werden. […]

  20. Und schon wieder rutscht der Hang, die Molasse macht halt was sie will und das ist „nach Unten“. Wie schon vor Jahren angemerkt beachtet niemand dass der Hang auch unter Wasser weitergeht. Jeder Taucher weiß und kennt die Hangrutschungen unter Wasser. Wie wirkt sich hier der zunehmende Schwerlastverkehr aus? Meiner Meinung nach sind die zunehmenden Rutschungen an der oberen Kante ein Hinweis darauf, dass sich da bald ein größeres Stück in den See hineinbewegt.
    Zumindest sollte dies mal von den Herren Geologen in Betracht gezogen werden.
    Vor Sipplingen ist der See ca 90 m tief und niemand schaut nach was da passiert!

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