Fracking am Bodensee?

Derzeit werden Messungen des Erdreichs vorgenommen, um Schiefervorkommen zu finden. Diese zählen zu den so genannten unkonventionellen Lagerstätten, in denen große Gasvorkommen vermutet werden. Werden wir mit Erdgas-Bohrungen am Bodensee rechnen müssen?

10 Gedanken zu „Fracking am Bodensee?“

  1. Kritik an Erdgas-Bohrungen am Bodensee

    Die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) in Sipplingen hat sich gegen Erdgas-Bohrungen am Bodensee ausgesprochen. Die Förderungsverfahren für so genanntes Schiefergas hätten offenbar „erhebliche Risiken“ für die Umwelt, sagte BWV-Geschäftsführer Hans Mehlhorn.

    Der Bodensee als einer der größten Trinkwasserspeicher Europas dürfe nicht durch solche Bohrungen gefährdet werden, so Mehlhorn am Donnerstag. Seit 2009 sucht eine britische Firma am Bodensee nach Erdgas. Nach Angaben der BWV werden derzeit Messungen des Erdreichs vorgenommen, um Schiefervorkommen zu finden. Diese zählen zu den so genannten unkonventionellen Lagerstätten, in denen große Gasvorkommen vermutet werden.

    Um solches Erdgas zu fördern, müsste es in 1.000 Metern Tiefe mit dem Druck von Sand, Chemikalien und Wasser aus dem Gestein herausgebrochen werden. Dadurch werden Risse in der Erdoberfläche oder die Verunreinigung des Grundwassers befürchtet. Noch darf am Bodensee allerdings nicht gebohrt werden, auch nicht zu Erkundungszwecken. Dafür ist eine gesonderte Erlaubnis der zuständigen Bergbehörde nötig.

    Mit Sorge sieht die BWV auch die Diskussion um gestiegene Wasserpreise in Deutschland. Eine Konzentration allein auf den Preis könnte zu einer „Kosten-Runter-Strategie“ führen und damit das hohe Niveau der deutschen Trinkwasserversorgung gefährden.

    Die Bodensee-Wasserversorgung beliefert nach eigenen Angaben rund vier Millionen Menschen in 320 Städten und Gemeinden mit jährlich etwa 125 Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus dem Bodensee.

    (SWR.de, 7. April 2011)

    1. Es ist erschreckend, wie wieder still und heimlich die Großunternehmen der Energiebranche unsere Umwelt gefährden wollen. Das Eigeninteresse der Bodenseewasserversorgung ist dieses Mal löblich. Ich hoffe, dass auch die betroffenen Gemeinden sich öffentlich äußern.
      Wir müssen dieses Projekt im Auge behalten!

  2. Grünen-Politiker fordert Zwangspause für riskante Gasförderung

    Von Stefan Schultz

    Konzerne wollen massenhaft Erdgas aus deutschem Boden pressen – mit einer Fördermethode, die große Umweltrisiken birgt. Der Grünen-Politiker Oliver Krischer fordert im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE ein zweijähriges Verbot der Technologie – und bekommt ausgerechnet Argumentationshilfe von einem Energieriesen.

    Hamburg – Energiekonzerne prüfen derzeit gewaltige neue Gasförderprojekte in Deutschland – mit einer neuen Methode namens „Fracking“, die große Umweltrisiken birgt. Der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer will die Fördertechnik nun vorerst verbieten lassen.

    „Die deutsche Bundesregierung täte gut daran, für Deutschland ein zweijähriges Moratorium zu verhängen“, sagt der Grünen-Parlamentarier SPIEGEL ONLINE. „Nur dann gibt es Zeit für unabhängige, wissenschaftlich fundierte Analysen. Nur so lassen sich verheerende Umweltzerstörungen vermeiden, wie sie in den USA durch massenhaftes Fracking entstanden sind.“

    Mit Fracking erschließen sich Konzerne Gasquellen in bislang schwer zugänglichem Gestein. Sie pressen Millionen Liter Wasser und Tausende Liter teils giftiger Chemikalien unter hohem Druck in Bohrlöcher. Dadurch bilden sich im umliegenden Gestein feine Risse – aus denen Erdgas entweicht. Dieses wird dann abgesaugt. Das Verfahren wird bei regulären Bohrungen selten eingesetzt, bei der Erschließung schwer zugänglicher Gasquellen ist es Standard.

    In Amerika wird das Verfahren schon jetzt im großen Stil eingesetzt. Es wurde Hunderttausende Male gefrackt. Mit gewaltigen Effekten: Die heimische Gasproduktion stieg so stark, dass die USA Russland als weltgrößten Gasproduzenten ablösten.

    Schützenhilfe von Exxon

    Was ein Milliardengeschäft für die Energiewirtschaft ist, könnte für die Umwelt verheerende Folgen haben. In den USA mehren sich Berichte über bedenkliche Luft- und Wasserverschmutzung sowie Gasrückstände im Grundwasser. Bis heute fehlen Untersuchungen, inwieweit die aufgetretenen Umweltschäden Einzelfälle sind oder ein flächendeckendes Problem. Eine entsprechende Studie der amerikanischen Umweltbehörde EPA soll erst 2012 veröffentlicht werden.

    Auch in Deutschland haben Energiekonzerne bereits in mehreren Bundesländern Lizenzen erhalten, um das Potential von Fracking zu erforschen. Der US-Konzern Exxon hat in Niedersachsen sogar schon Probebohrungen durchgeführt, inklusive Fracking und unter Einsatz giftiger Chemikalien. Die Erforschung der Risiken hinkt hinterher: Ähnlich wie die EPA lässt auch die Bundesregierung die Umweltrisiken gerade erst erforschen.

    Krischer will dieser Forschung nun mehr Zeit geben – und bekommt mit seiner Forderung nach einer zweijährigen Zwangspause unverhofft Argumentationshilfe. Am Dienstag verkündete Exxon Fortschritte bei der Fracking-Technologie. In zwei Jahren werde man ohne Einsatz von Giftstoffen fracken können, sagte Europachef Gernot Kalkoffen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Für Krischer ein „zusätzlicher Anreiz, die Bohrungen für diesen Zeitraum auszusetzen“.

    Der Grünen-Politiker hat vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags bereits ein Rechtsgutachten anfertigen lassen. Fragestellung: Ist ein Verbotsgesetz für Fracking in Deutschland verfassungsrechtlich zulässig? Ergebnis: Der Schutz von Mensch und Umwelt ist eine ausreichende Begründung, um Fracking vorerst zu verbieten.

    (Spiegel.de, 1. Februar 2012)

  3. Gemeinderat gegen „Fracking“

    Die Gemeinde Sipplingen lehnt die Gasgewinnung mittels des sogenannten Fracking ab. Der Gemeinderat sprach sich in einer Resolution gegen dieses Verfahren zur unkonventionellen Erdgasgewinnung sowohl auf dem Gebiet der Gemeinde als auch in der gesamten Region und ebenso grundsätzlich aus. Mögliche Probe- und Erkundungsbohrungen sowie Bohrungen zur tatsächlichen Erdgasgewinnung im großtechnischen Maßstab sind eingeschlossen.

    Sipplingen (hk) Die Bürgervertreter sorgen sich um die Gesundheit der Bürger und um die landwirtschaftlich und touristisch genutzte Region mit dem Bodensee als größten Trinkwasserversorger des Landes. „Dieses Verfahren könnte eine große Gefahr für unser Trink- und Grundwasser sein. Als Trinkwassergemeinde haben wir eine besondere Position und möchten dieser auch gerecht werden“, begründete Bürgermeister Anselm Neher den Beschluss. Roland Schick von der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) hatte zuvor entsprechende Erläuterungen gegeben.

    Nach Mitteilung von Bürgermeister Anselm Neher setzen sich der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, die BWV und die Bodenseegemeinden äußerst kritisch mit dem „Fracking“ auseinander. Die Tätigkeiten international agierender Firmen für Öl und Gas stießen auf große Sorge. Neher: „Auf Grundlage des Bundesberggesetzes haben diese sich die Aufsuchungsrechte an drei großräumig abgegrenzten Konzessionsgebieten, von denen auch unsere Gemeinde betroffen sein könnte, gesichert.“ Zwar könnten die Firmen noch nicht handeln, dennoch seien Bedenken wegen negativer Auswirkungen auf die hiesige Region anzumelden. Da beim „Fracking“ teils hochgiftige und damit wassergefährdende Substanzen eingesetzt würden, bestehe die Sorge, dass diese durch Lecks bei den Bohrungen und systembedingte Risse und Ausweitungen im Gestein langfristig ihren Weg in das Trinkwasserfänden, so Neher.

    Insbesondere die Zusatzstoffe werden allgemein kritisiert, weil einige von ihnen im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Das Verfahren wird seit einigen Jahren in den USA und Kanada genutzt.

    Gemeinsam mit weiteren Kommunen in Baden-Württemberg setzt sich die Gemeinde Sipplingen dafür ein, dass das Bergrecht geändert wird. „Fracking“ soll bei unkonventioneller Erdgasförderung demnach ganz verboten werden – zumindest in sensiblen Bereichen. An den Genehmigungsverfahren für diese umstrittene Erdgasförderung sollen die Kommunen und Kreise zukünftig als sogenannte Träger öffentlicher Belange maßgeblich beteiligt werden – in Form von Planfeststellungsverfahren. Die Gemeinde Sipplingen fordert daher die Landesregierung Baden-Württemberg auf, das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) anzuweisen, das bei der Erdgasförderung umstrittene Fracking-Verfahren bis auf Weiteres – sowohl im Bezug auf der Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdgaslagerstätten als auch deren Förderungsbewilligung – auszusetzen und entsprechende Anträge im Hinblick auf das öffentliche Interesse abzulehnen. Außerdem sprach sie sich für eine Beteiligung der Bürgern aus, forderte die lückenlose Informationen über verwendete Stoffe und eine Umweltverträglichkeitsprüfung.

    (SÜDKURIER, 23. Juni 2012)

    Fracking

    Beim „Fracking“ handelt es sich um eine unkonventionelle Fördermethode, um schwer zugängliche Erdgasquellen anzuzapfen. Dabei wird in Gesteinen gebundenes, nicht konventionell erschließbares Erdgas mittels Tiefenbohrung unter hohem Druck mit Wasser, Sand und unter Einsatz chemischer Zusatzstoffe aufgebrochen, die in Verdacht stehen, krebserregend zu sein.

    Dadurch werden künstliche Risse erzeugt oder vorhandene Haarrisse vergrößert, um die Durchlässigkeit des Bodens für das Gas zu vergrößern und so den gewünschten Energieträger freizusetzen.

    (SÜDKURIER, 23. Juni 2012)

  4. Ausgabe 2012, Nr. 26:

    Resolution der Gemeinde Sipplingen

    gegen unkonventionelle Gasförderung (Fracking)

    Der Gemeinderat der Gemeinde Sipplingen spricht sich in aller Deutlichkeit gegen Fracking – ein Verfahren zur unkonventionellen Erdgasgewinnung – auf dem Gebiet der Gemeinde Sipplingen in der gesamten Region und auch grundsätzlich aus. Diese Haltung schließt sowohl möglich Explorations- und Probebohrungen als auch Bohrungen zur tatsächlichen Erdgasgewinnung im großtechnischen Maßstab ein.

    Bei den Fracking-Verfahren wird dichtes Speichergestein unter hohem hydraulischem Druck mit Wasser und unter Einsatz eines Additivs, aufgebrochen (englisch: Fracking). Die dadurch entstehende bessere Wegsamkeit im Gestein erleichtert den Austritt und damit die Gewinnung des Erdgases. Die Hauptbesorgnis des Gemeinderats der Gemeinde Sipplingen sowie vieler Verfahrenskritiker bezieht sich auf die zum Einsatz kommenden chemischen Zusatzstoffe (Additive), von denen einige in Verdacht stehen karzinogen (krebserzeugend) zu wirken. Die Besorgnis um Grund- und Trinkwassergefährdung auch im Hinblick auf die Landwirtschaft insgesamt wiegt in unserer Region (Bodenseeregion) besonders schwer.

    Gemeinsam mit weiteren betroffenen Kommunen in Baden-Württemberg setzt sich die Gemeinde Sipplingen dafür ein, dass das Bergrecht geändert wird. Fracking soll demnach (zumindest in sensiblen Bereichen) ganz verboten werden. An den Genehmigungsverfahren für diese umstrittene Erdgasförderung sollen die Kommunen und Kreise zukünftig als so genannte Träger öffentlicher Belange maßgeblich beteiligt werden.

    Die Gemeinde Sipplingen fordert daher die Landesregierung Baden-Württemberg auf:

    • Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau anzuweisen, das bei der Erdgasförderung umstrittene Fracking-Verfahren bis auf weiteres – sowohl im Bezug auf der Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdgaslagerstätten, als auch deren Förderungsbewilligung – auszusetzen und entsprechende Anträge im Hinblick auf das öffentliche Interesse abzulehnen.
    • Sich bei der Bundesregierung sowie im Bundesrat durch eine Bundesratsinitiave für eine Änderung des veralteten Bergrechtes dahingehend einzusetzen, dass künftig bei allen bergrechtlichen Verfahren zum Fracking – beginnend bereits vor der Aufsuchungserlaubnis – neben einer Beteiligung der Gemeinde, Wasserbehörden und Wasserversorgungsunternehmen mit diesen auch Einvernehmen hergestellt werden muss.
    • Eine umfangreiche Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, die auch lückenlose Informationen über die verwendeten Stoffe sowie die möglichen Risiken beinhaltet, zu gewährleisten.
    • Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchzuführen.

    Gleichzeitig fordern wir den Bund zum Verbot der unkonventionellen Gasförderung aufgesetzlicher Grundlage in der Bundesrepublik Deutschland auf.

  5. Fracking: Wie groß ist die Gefahr für unser Trinkwasser?

    Die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) fürchtet Gefahren für die Versorgung mit Trinkwasser für 5,5 Millionen Menschen. Der Grund: Mögliche Erdgass-Gewinnung durch das sogenannte Fracking im Süden Baden-Württembergs.

    Bei ihrer Tagung in Villingen-Schwenningen am Dienstag kritisierten die Verantwortlichen der BWV die Konzessionen für zwei Ölkonzerne. Diese dürfen mit der Genehmigung des Bergbauamts Freiburg im und um den Bodensee nach Erdöl- und Ergasvorkommen suchen.

    Erst durch Bürger informiert worden

    Die Erkundungen laufen bereits seit 2009, ohne dass die Wasserversorgung anfangs informiert wurde, sagte Marcel Meggender, Technischer Geschäftsführer der BWV. Erst durch besorgte Bürger sei man 2010 informiert worden. Bereits die Maßnahmen zur Aufsuchung möglicher Bodenschätze unter dem See lassen die BWV befürchten, dass in diesen Gebieten eine Gewinnung von Erdgas mithilfe der umstrittenen „Fracking-Methode“ anstehen könnte.

    Trinkwasser und Fracking „passen nicht zusammen“

    Dabei werden Erdschichten durch hohen Druck aufgesprengt, um an das Gas oder Öl zu kommen. „Fracking und Trinkwassergewinnung passen nicht zusammen“, betont Meggenreder. Der Bodensee sei ein Trinkwasserspeicher für 5,5 Millionen Menschen in Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz. „Wir sind grundsätzlich gegen die Gewinnung von Erdgas und Erdöl im Bodensee“, stellt er klar.

    Gutachten zeigen Risiken von Fracking

    Mehrere Gutachten wiesen auf erhebliche Risiken hin. Von einer gesetzlichen Regelung erhofft sich die BWV, dass nicht nur eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Öffentlichkeitsbeteiligung verpflichtend werden, sondern auch, dass Fracking in Wasserschutzgebieten und wasserwirtschaftlich sensiblen Gebieten verboten wird.

    125 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr

    Die Bodenseewasserversorgung (BWV) beliefert 320 Städte und Gemeinden mit rund vier Millionen Einwohnern zwischen Bodensee und dem nördlich-en Baden-Württemberg mit Trinkwasser. Mit einer Wasserabgabe von 125 Millionen Kubikmeter pro Jahr und einem Leitungsnetz von 1700 Kilometer Länge ist der Zweckverband das Rückgrat der Wasserversorgung im Lande. Das Wasser wird aus 60 Meter Tiefe im Überlinger See entnommen.

    (Eberhard Stadler, SÜDKURIER, 14. November 2012)

  6. Der Bodensee soll vom Fracking verschont bleiben

    Von Wolfgang Messner

    Konzerne wollen massenhaft Erdgas aus deutschem Boden pressen – mit einer Fördermethode, die große Umweltrisiken birgt. Der Grünen-Politiker Oliver Krischer fordert im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE ein zweijähriges Verbot der Technologie – und bekommt ausgerechnet Argumentationshilfe von einem Energieriesen.

    Berlin – Es war, wie schon beim Thema Fluglärm, eine Machtdemonstration der baden-württembergischen Unionsabgeordneten. Sie würden dem Gesetz zum Fracking in der vorliegenden Fassung nur zustimmen, wenn der Bodensee und andere Seen, die als Trinkwasserquellen dienen, geschützt werden, machten sie, angeführt vom baden-württembergischen Landeschef Thomas Strobl, in einer großen Koalitionsrunde klar.

    Den Antrag hatten die beiden CDU-Abgeordneten Andreas Jung (Konstanz) und Lothar Riebsamen sowie der bayerische Unionspolitiker Gerd Müller (Lindau) eingebracht. Am Ende setzten sich die Südwestrebellen gegen den Widerstand der Liberalen und des Wirtschaftsministeriums durch. Der Kompromiss zur umstrittenen Schiefergasförderung gleicht nun einer Art „Lex Bodensee“. Zuvor hatte sich die Koalition nicht auf einen Kompromiss einigen können.

    SPD und Grüne pochen auf ein Moratorium

    Im bisherigen Entwurf des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums wären nur die reinen Wasserschutzgebiete von der umstrittenen Technologie ausgenommen worden. Am Bodensee wäre damit nur etwa die Hälfte der Fläche unter Schutz gestellt worden, obwohl das Gewässer fünf Millionen Menschen als Trinkwasserquelle dient und es in seinem Einzugsbereich eine Vielzahl an Zuflüssen und unterirdische Grundwasserströmen gibt. Künftig wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben. Zudem ist die Zustimmung der Wasserbehörden notwendig. Die Umgebung für Talsperren wird nicht in die Regelung mit einbezogen. Ein Verbot hierfür wäre der FDP zu weit gegangen. SPD und Grüne hingegen pochen auf ein Moratorium in der Sache, bis der Einsatz ohne giftige Chemikalien möglich ist.

    Der Koalition ist damit ein nicht mehr erwarteter Kompromiss bei der umstrittenen Technologie gelungen, auf den insbesondere Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) bis zuletzt gedrungen hatte. Die Regelung soll am 22. oder 29. Mai vom ­Bundeskabinett und bis zum 28, Juni im Bundestag beschlossen werden. Am 20. September – zwei Tage vor der Bundestagswahl – soll dann der Bundesrat abschließend entscheiden.

    Unionsabgeordnete sehr zufrieden

    Der Konstanzer CDU-Abgeordnete Jung zeigte sich hochzufrieden mit dem Ergebnis. „Wir haben nun den See geschützt und auch anderswo hohe Hürden aufgebaut“, sagte Jung. Als „energiepolitischen Irrweg“ mit „nicht abschätzbaren Folgen für das Grundwasser“ bezeichnete hingegen der baden-württembergische Grünen-Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann (Konstanz) die Technologie. „Es ist scheinheilig, Fracking in Deutschland grundsätzlich ermöglichen zu wollen, solange es nicht vor der eigenen Haustür stattfindet“, kritisierte Lehmann.

    Beim Fracking wird eine mit Chemikalien versetzte Flüssigkeit unter hohem Druck in Schiefergestein gepresst, um Risse im Gestein zu erzeugen und dadurch Erdgas oder Erdöl zu gewinnen. Kritiker sehen die große Gefahr der Verseuchung des Trinkwassers durch giftige Substanzen. In den USA, wo Fracking schon weit verbreitet ist, hat der erhöhte Einsatz zu sinkenden Gas- und Strompreisen geführt.

    (Stuttgarter Zeitung, 18. Mai 2013)

  7. Bundesumweltminister will kein Fracking am Bodensee

    Sipplingen/lsw – Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hat sich für ein Verbot der umstrittenen Gasfördermethode Fracking am Bodensee ausgesprochen. „Wir wollen hier kein Fracking“, sagte Altmaier am Donnerstag in Sipplingen (Bodenseekreis).

    Darüber herrsche bei CDU und CSU Einigkeit. „Solange die Risiken nicht geklärt sind, können wir nicht einfach losmarschieren.“ Er sehe auf absehbare Zeit keine Perspektive für die Gasfördermethode in Deutschland.

    Beim Fracking wird mit hohem Druck unter Einsatz von Wasser, Sand und Chemikalien Gestein so aufgebrochen, dass Gas entweichen kann. In Deutschland wird über das Verfahren seit Monaten diskutiert. Gesetzespläne der schwarz-gelben Regierung zur Neuregelung der Gasförderung aus tiefen Gesteinsschichten scheiterten Anfang Juni. Altmaier zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass das Gesetz mit der entsprechenden Regelung für den Bodensee nach der Bundestagswahl im September verabschiedet werden könne.

    Auch der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Bodensee, Lothar Riebsamen (CDU), sagte, er lehne Fracking insgesamt ab. Der Bodensee versorge Millionen von Menschen in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz mit Trinkwasser. „Man kann mit dem Einsatz von Chemie kein Gas fördern, wenn dadurch Trinkwasser gefährdet wird.“

    (SCHWÄBISCHE ZEITUNG, 22. August 2013)

  8. Untersteller knickt ein – Fracking-Erlaubnis verlängert

    Trotz der vom BUND formulierten juristischen Gegenargumente sind heute vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) mit ausdrücklicher Billigung des grünen Umweltministers Untersteller die Lizenzen zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen in den Feldern Biberach und Konstanz verlängert worden. „Ich bin entsetzt, dass eine grün-rote Landesregierung nicht den politischen Mut aufbringt, Fracking einen Riegel vorzuschieben“, kommentiert Antje Boll vom BUND Konstanz die Entscheidung. Die BUND Ortsverbände Konstanz und Pfullendorf hatten mit ihrem Einspruch gegen die Vergabepraxis eine juristische Überprüfung der Verlängerung der Fracking-Lizenzen in Gang gesetzt und diese bis heute verhindert.

    Der BUND Landesverband Baden-Württemberg hatte sogar eine juristische Expertise in Auftrag gegeben, aus der hervorgeht, dass es rechtssicher möglich gewesen wäre, die Verlängerung der Konzessionen abzulehnen. Diese Expertise kommt zu anderen Schlussfolgerungen als das zuständige Landesamt. Einen Automatismus für die Konzessionsverlängerung – wie auch jetzt wieder behauptet – gibt es nicht.

    „Leider ist der Umweltminister diesem juristischen Gutachten nicht gefolgt. Zu groß war wohl die Angst vor einer Klage der Antragstellerin Parkyn Energy, hinter der mehrere Finanzinvestoren stehen. Diese kann sich jedenfalls über ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk freuen“, erläutert Antje Boll. „Nun müssen die Gemeinden, die durch das fehlende offizielle Beteiligungsverfahren der Träger öffentlicher Belange übergangen wurden, ihr Recht einklagen – auf Kosten des Steuerzahlers.“

    Was ist Fracking?

    Die unkonventionellen Gasvorkommen sollen mit Vertikal- und dann Horizontalbohrungen in Tiefen von mehreren Tausend Metern erschlossen werden. Mit hohem Druck wird ein Gemisch von Wasser, Sand und Chemikalien in das Gestein gepresst. Pro Frack kann die Wassermenge bis zu fünftausend Kubikmeter betragen.

    Bei den Fracks werden Drücke von über 1.000 Bar im Lagerstättengestein erzeugt. Durch die entstehenden Risse kann das Gas dann fließen. Damit sich die Klüfte bei nachlassendem Druck nicht wieder schließen, wird das Wasser mit Stützmitteln und Chemikalien vermischt. Gegen Ende des Fracks wird ein Teil des Wassers zurück gepumpt und das Gas strömt dem Bohrloch zu. Diese Chemiegemische bieten Anlass zu großer Sorge. Sie bestehen aus hunderten von Chemikalien, u. a. aus Salzsäure, Borsäure, Korrosionsschutzmittel, Oxidationsmittel, giftigem Blei, Quecksilber, radioaktiven Stoffen und krebserregendem Benzol.

    Vielleicht sind auch Sie betroffen? Schauen Sie hier: Karte des Erkundungsgebietes in BW

    (BUND Ortsverband Konstanz, Dezember 2013)

  9. PEG gibt Fracking-”Konzessionen” am Bodensee auf

    Parkyn Energy Germany gibt die Erlaubnisse “Konstanz” und “Biberach” zurück. Das geht aus einer heute veröffentlichten Antwort des baden-württembergischen Umweltministeriums auf eine Kleine Anfrage hervor. Eine Begründung für die Rückgabe habe das Unternehmen nicht gegeben, teilt die zuständige Bergbehörde mit. […]

    (GEGEN GASBOHREN…, 03. November 2014)

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